Die Kriege am Balkan sind noch nicht aufgearbeitet, aber wirken sie auch in Wiens ex-jugoslawischen Communities nach? Alte Wunden sind da und brechen bei Fußballspielen mitunter auf, doch meistens überwiegen die Gemeinsamkeiten.
Warum gerade die Ottakringer Straße Wiens Balkanmeile sein soll, versteht Dina Stanković nicht so ganz: Genauso oft wie Bosnisch, Serbisch oder Kroatisch höre man die Leute dort Deutsch oder Türkisch sprechen. „Aber auf der Märzstraße im 15. Bezirk, dort ist ein Balkangefühl.“ Die 24-Jährige Serbin studiert seit fünf Jahren in Wien. Sie gehört somit zur allerjüngsten Einwanderungswelle aus dem Balkan. Jener aus jungen Studierenden, die mit einer Hoffnung auf bessere Zukunftsperspektiven nach Wien kommen.
Menschen mit Wurzeln in Ex-Jugoslawien sind in Wien nicht mehr wegzudenken. 102.000 Wiener stammen aus Serbien, 40.000 aus Bosnien und 28.000 aus Kroatien. Nimmt man die zweite und dritte Generation hinzu, ist die Zahl der balkanstämmigen Personen noch deutlich größer. Einst als Gastarbeiter oder Flüchtlinge hergekommen, führen sie mittlerweile die Staatsoper oder sitzen an der Spitze der Justiz. Und doch sind sie oft noch die Fremden, die mit den unaussprechlichen „-ics“ im Namen, oder die, die bei Fußballspielen austicken.