Wo sich Mao Zedong einst mit einer Truppe Getreuer für den Volksaufstand rüstete, steht heute die Parteiakademie der chinesischen Kommunisten. Ein Besuch bei der aus der Zeit gefallenen Bildungsinstitution einer Partei, die in diesem Jahr ihren hundertsten Geburtstag feiert.
Ke Hua, ein zierlicher Mann mit roter Krawatte und weit geschnittenen Hosenbeinen, empfängt die Besucher bereits vor dem riesigen Eingangstor.
„Parteigeschichte zu lernen ist ein Muss für jedes Kind in China. Wenn wir sie nicht ausreichend studieren, dann endet das im Desaster“, sagt er sichtlich stolz. Hier, im subtropischen Regenwald in den Bergen der Provinz Jiangxi, wo sich einst Mao Zedong mit seinen roten Truppen zurückgezogen hat, um den kommunistischen Volksaufstand zu planen, werden mehr als 70 Jahre später Parteikader in der Führungsakademie von Jinggangshan ideologisch auf Linie gebracht.
Keine Selbstreflexion. Am 1. Juli feiert die Kommunistische Partei Chinas (KP) ihr Hundert-Jahr-Gründungsjubiläum. Die einst lose organisierte Truppe rund um Mao ist auf 92 Millionen Mitglieder angewachsen. Zum Jubiläum hat der Staatsrat in Peking zur Pressereise nach Jinggangshan geladen. Doch wie sich bereits nach wenigen Terminen zeigen wird, sind offener Informationsaustausch, Debatten und Selbstreflexion im China der Gegenwart längst unmöglich geworden. Ausländische Journalisten dürfen nur beobachten, staunen und lernen.