Daniela Jagsch ist Direktorin der Heilstättenschule Wien. Das ist eine besondere Bildungseinrichtung. Die 170 Lehrer unterrichten in Klassen an Wiener Spitälern und fahren als mobile Teams von Schule zu Schule.
Verhaltensauffälligkeit

Die Systemsprenger: Wenn Kinder die Schule überfordern

Sie bespucken andere Schüler, bedrohen Lehrer mit dem Messer und schlitzen die eigene Haut auf, um Tintenpatronen in die Wunde zu stecken. Als „Gfraster“ werden diese Kinder und Jugendlichen oft abgestempelt. Daniela Jagsch, die Direktorin der Heilstättenschule, nennt sie arme Seelen. Ein Gespräch über die Grenzen der Inklusion und den Ruf nach Reha-Klassen.

Manchmal ist es ruhig. Fast harmonisch. Es scheint allen Kindern gut zu gehen – und dann zuckt plötzlich eines aus. Es nimmt den Sessel in die Hand und schmeißt ihn durch das Klassenzimmer, es zwickt, beißt und bespuckt die anderen Schüler. Schreiend und tobend greift es im Extremfall zum Messer. So wie vor zweieinhalb Wochen. Da ist eine Lehrerin von einem Zehnjährigen bedroht worden.

„So etwas kann bei uns aus dem Nichts passieren“, sagt Direktorin Daniela Jagsch. Sie sitzt auf einem Sessel in ihrem hellen Büro und erzählt düstere Geschichten. Drei Stunden lang. „Wissen Sie, normalerweise schaut hier keiner hin. Das sind für viele maximal Gfraster – und wen interessieren die schon?“ Dabei würde es sich um arme Seelen handeln, um Kinder, die in ihren jüngsten Jahren kaputt gemacht und deshalb extrem verhaltensauffällig wurden. In der Fachsprache beschreibt man sie als „sozial und emotional beeinträchtigt“. Jagsch nennt sie „Systemsprenger“. So wie im gleichnamigen Film. „Den sollten Sie sich ansehen. Aber ich sage Ihnen: Die Wirklichkeit ist noch viel schlimmer.“

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