Impfvorbild

Israel kämpft trotz hoher Impfzahlen mit der Delta-Variante

Masken gehören nach wie vor zum Tagesbild in Israel
Masken gehören nach wie vor zum Tagesbild in IsraelAPA/AFP/EMMANUEL DUNAND
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Obwohl 55 Prozent der israelischen Bevölkerung geimpft ist, steigen seit rund einer Woche die Zahlen der registrierten Neuinfektionen in dem Mittelmeerland deutlich an.

Gut 55 Prozent der 9,3 Millionen Israelis sind bereits gegen das Coronavirus geimpft. Doch seit rund einer Woche steigen die Zahlen der registrierten Neuinfektionen in dem Mittelmeerland deutlich an. Viele haben sich dabei mit der aggressiveren Delta-Variante angesteckt. Das Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie im deutschen Bremen zeigte sich angesichts der Entwicklung in Israel am Wochenende beunruhigt.

Es sei "in der Tat besorgniserregend", wenn trotz der hohen Impfquote "mit einem sehr gut wirksamen Impfstoff wieder Ausbrüche stattfinden", sagte der Epidemiologe Hajo Zeeb. Noch Mitte Juni wurden in Israel Corona-Neuinfektionen landesweit nur noch im einstelligen Bereich registriert. Die Regierung schaffte darauf fast alle Einschränkungen ab. Für viele Israelis fühlte es sich an, als gehöre die Corona-Pandemie der Vergangenheit an. Doch vor rund einer Woche wurden erstmals seit April wieder mehr als 100 Neuinfektionen pro Tag nachgewiesen. Am Donnerstag stieg die gemeldete Zahl auf 227. Am Samstag lag sie bei 113, allerdings wurde dabei deutlich weniger getestet.

90 Prozent der Neuinfektionen Delta-Variante

Nach Untersuchungen des israelischen Gesundheitsministeriums haben rund 90 Prozent der Neuinfizierten die aggressivere Delta-Variante - und rund die Hälfte ist geimpft. Die Variante wurde zuerst in Indien nachgewiesen. Die meisten der Infizierten sind Kinder.

Am Freitag führte die Regierung schließlich wieder die Maskenpflicht in geschlossenen Räumen ein. Ministerpräsident Naftali Bennett warnte bereits zuvor vor einem "neuen Ausbruch" des Coronavirus im Land. Die Zahl der Schwerkranken blieb mit 26 zunächst stabil und niedrig.

Die steigende Zahl an Infizierten geht offenbar vor allem auf Menschen zurück, die infiziert aus dem Ausland zurückkommen und sich nicht an die Quarantäne-Auflagen halten. "Die Einhaltung der Quarantäne ist unsere Achillesferse", sagte der Corona-Beauftragte Nachman Asch dem israelischen Fernsehen. "Quarantäne-Brecher sind das Problem von uns allen - auf diese Weise breitet sich die Krankheit im Moment aus."

Asch forderte die Bevölkerung dazu auf, möglichst nicht ins Ausland zu fliegen, besonders nicht mit ungeimpften Kindern. Mehrere Ausbrüche in den vergangenen Tagen waren an Schulen geknüpft, Hunderte mussten in Quarantäne. Zudem hatten wegen der Überlastung von Teststationen Tausende Menschen bei der Einreise ungetestet den Flughafen verlassen.

Der hohe Anteil Geimpfter unter den Neuinfizierten wirft zusätzliche Fragen auf. Der Corona-Beauftragte Asch führt dies schlicht darauf zurück, dass es in Israel so viele Geimpfte gibt. Da sei mit geimpften Infizierten zu rechnen. Studien zufolge hat Delta eine deutlich erhöhte Ansteckungsfähigkeit und eine leichte Immunflucht, also die Eigenschaft, den Schutz nach Impfung oder durchgemachter Infektion zu umgehen. Die Botschaft aus der Fachwelt ist aber: Wer den kompletten Impfschutz hat, ist auch bei Delta vor schwerer Erkrankung geschützt.

Das Bremer Leibnitz-Institut betont angesichts der Lage in Israel, trotz des Impffortschritts werde es in Schulen in Europa weiter Schutzmaßnahmen wie Aerosolfilter und Masken sowie intensives Testen geben müssen. "Andererseits bleibt auch richtig, dass schwere Verläufe zum Glück selten bleiben", räumt der Epidemiologe Zeeb ein. "Dennoch kann man ein 'Durchrauschen' der Infektion durch die Gruppe der Ungeimpften oder bisher nicht Infizierten nicht wünschen, weil es zu vermeidbarem Leiden und gegebenenfalls auch Langzeitfolgen führt."

(APA)

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In der vergangenen Woche sei die Zahl der infizierten Fünf- bis Neunjährigen im Vergleich zur Vorwoche um 70 Prozent gestiegen, bei den Zehn- bis 14-Jährigen sei es ein Plus von 56 Prozent. Grund sei die Delta-Variante.

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