Ärztliche Versorgung

Abseits von Dr. Google: Coronakrise als Chance für Telemedizin

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Doctor working with laptop while talking on the phone Barcelona, CT, Spain CR_AULNOK210523F-752824-01 ,model released,imago images/Cavan Images
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Krankmeldung per Telefon, Rezept via E-Card, die ärztliche Versorgung hat einen digitalen Wandel erlebt. Während die Erlebnisse durchwegs positiv bei Ärzten und Patienten waren, stagniert die Inanspruchnahme des Angebots.

Das Coronavirus hat im Gesundheitswesen vieles auf den Kopf gestellt. So hat die Pandemie etwa vielerorts den Einsatz von digitalen Lösungen nötig und möglich gemacht. Die Zahl der Österreicher, die bereits Erfahrungen mit Telemedizin gemacht haben, ist jedoch nach wie vor niedrig, ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Demox Research. Präsentiert werden die Ergebnisse am Austrian Health Forum 2021 in Schladming.

Paul Unterhuber und sein Team von Demox Research haben die österreichrepräsentative Umfrage unter rund 1000 Personen im Februar 2021 durchgeführt. Christoph Hörhan, Mitbegründer und Programmkoordinator des Austrian Health Forum (AHF), sprach über die Ergebnisse der Befragung unter dem Titel "Gesundheit in Corona-Zeiten in Österreich".

In der Zeit der Lockdowns wurden die Ordinationen und Ambulanzen, die für die Regelversorgung zuständig sind, weitgehend heruntergefahren. Durch den Ausbruch des Coronavirus war es für Ärzte nötig, persönliche Kontakte zwischen Gesundheitspersonal und Patienten einzuschränken um das Ansteckungsrisiko vor allem der Gruppen mit dem größten Risiko zu reduzieren. Laut einer weiteren Umfrage von Demox im Mai 2020 boten rund zwei Drittel der Hausärzte ihren Patienten eine Betreuung auch per Telefon, mit Hilfe von Skype, WhatsApp und anderen bekannten Kommunikations-Tools oder spezieller Videotelefonie-Software an.

Ein „Boost“ im Vergleich zu 2019

Im Februar 2021 gaben allerdings nur rund ein Fünftel der Befragten (21 Prozent) an, dass sie schon Erfahrung mit telemedizinischen Anwendungen gemacht hatten. "Im Mai 2019 waren es erst fünf Prozent. Im Vergleich zu damals hat die Telemedizin geradezu einen Boost erlebt", stellte Hörhan die Entwicklung klar. Allerdings stagniere die Inanspruchnahme seither auf dem erreichten Niveau.

"Es hat sich während der Pandemie eine wesentliche Veränderung hin zur Telemedizin gezeigt. Aber es ist doch ganz deutlich so, dass das Potenzial der Digital Health-Anwendungen nicht einmal im Ansatz ausgeschöpft wurde", resümierte der Tagungsorganisator. Vor allem auch unter dem Gesichtspunkt, dass es sich bei der verwendeten Kommunikationstechnologie zum überwiegenden Teil um das Telefon handelte, wie aus den Ergebnissen hervorgeht.

Große Diskrepanzen bei den Altersgruppen

Die meisten Erfahrungen mit telemedizinischen Anwendungen hat - wenig erstaunlich - die Gruppe der unter 30-Jährigen gemacht: Jeder dritte Patient dieser Altersklasse hat auf den fachlichen Rat eines Arztes auf Distanz mittels Telefon, Online-Chat oder Videotelefonie zugegriffen. In der Altersgruppe 60 plus waren es lediglich 15 Prozent. Das "Ferngespräch" wurde zu 30 Prozent per Telefon, in fünf Prozent über Chats und Videodienst und zu drei Prozent mit speziellen telemedizinischen Arztprogrammen geführt. Vielleicht sind aber die alternativen Kommunikationswege mit den Patienten noch nicht ausreichend vermittelt worden: In der Umfrage gaben nämlich 39 Prozent an, dass ihr Hausarzt keine telemedizinischen Lösungen anbietet.

36 Prozent der Befragten sahen mehr Vorteile als Nachteile in der Nutzung von telemedizinischen Anwendungen, allerdings standen für etwa gleich viele (31 Prozent) Menschen eher die Nachteile der Telemedizin im Vordergrund. "Sehr große Vorteile" machten zwölf Prozent der Befragten aus, während acht Prozent "sehr große Nachteile" orteten. Die Möglichkeit von E-Rezepten (über die E-Card) sahen 54 Prozent der Befragten als einen großen Vorteil im Vergleich zu den bisherigen Rezepten in Papierform, weitere 26 Prozent, stimmten eher zu.

(APA)

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