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Hollywoods Monsterjäger-Ehepaar

Monster Hunter
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Die Schauspielerin Milla Jovovich und der Regisseur Paul W. S. Anderson sind das wohl produktivste Kreativteam im heutigen Actionkino. In ihrem neuen Film „Monster Hunter“ wird wieder gegen Bestien gekämpft - so minimalistisch wie noch nie.

Die „neue Welt“, in die Artemis (Milla Jovovich) per Dimensionstor katapultiert wird, verlangt nach einer steilen Lernkurve. Die sanft geschwungenen Sanddünen mögen im Sonnenlicht idyllisch glitzern, aber sie beherbergen gehörnte Teufelsmonster, die unter- wie überirdisch auf Menschenjagd gehen. Auch ein aus der Wüste ragender Felsturm, den die Soldatin mit Müh und Not erreicht, bietet nur tagsüber Schutz. Denn wenn es dunkel wird, kommen die Spinnenmonster, und wer nicht von ihren garstigen Stacheln aufgespießt werden will, muss sich noch weiter zurückziehen, ins Innere des Steins. Dort angekommen, hat sich Artemis mit Hunter (Tony Jaa) herumzuschlagen – einem einheimischen Krieger, der taktische Unterstützung beim Kampf gegen die Monster leistet, aber wenig Interesse zeigt, sein Revier mit einem Neuankömmling zu teilen.

Von der gleißenden Helle mit weitem Horizont in die dunkle Enge der Steinhöhle: Das ist der erste Akt des durchwegs elementar gedachten Actionspektakels „Monster Hunter“, das ab Donnerstag im Kino zu sehen ist. Schon der von der gleichnamigen Videospielreihe übernommene Filmtitel zeigt an, dass eine Rückzugstaktik auf die Dauer nicht hilft gegen die Biester da draußen. Artemis und Hunter müssen sich miteinander arrangieren, und vor allem müssen sie in die Offensive gehen. Somit ist „Monster Hunter“ bald wieder bei jenem Bild angelangt, auf das die Filme von Paul W. S. Anderson mit schöner Regelmäßigkeit zulaufen: Milla Jovovich rennt einem grotesken, gigantischen Ungeheuer mit voller Kraft und entschlossener Miene entgegen.

Es begann mit „Resident Evil“

„Monster Hunter“ ist der insgesamt achte Film, den Jovovich mit Anderson als Regisseur oder Produzent dreht. Die beiden haben sich 2002 beim Dreh von „Resident Evil“ kennengelernt. Die Zombie-Hatz nahm zwar schon viel von der filigranen Actionästhetik vorweg, die Anderson seither kontinuierlich verfeinert und inzwischen zu einer Art digitalen Ingenieurskunst ausgebaut hat; die durchwegs spärlich bekleidete Jovovich war hier jedoch, im Stil ihres Durchbruchfilms „Das fünfte Element“, primär als Augenzuckerl inszeniert.

Das änderte sich schnell: In den fünf Fortsetzungen von „Resident Evil“ und nun auch in „Monster Hunter“ sieht die gebürtige Ukrainerin zwar immer noch ausgesprochen chic aus. Sie stellt jedoch unmissverständlich klar, dass sie in erster Linie nicht Objekt des Blicks, sondern Subjekt des Handelns ist. Und zwar ein bis an die Zähne bewaffnetes und aus dem Stand Saltos schlagendes Subjekt. Eine Pionierin des in Hollywood derzeit wieder grassierenden Pop-Feminismus – der bei ihr ohne jede selbstgerecht-moralistische Schlagseite daherkommt.

Monsterjagd als Paartherapie?

Anderson und Jovovich: Das ist das derzeit vielleicht produktivste Kreativteam im Actionkino; und außerdem sind die beiden (allem Anschein nach) glücklich verheiratet. Die Frage, ob das eine mit dem anderen zu tun hat, geht freilich nur die Beteiligten etwas an. Dennoch könnte man, wenn man ihre gemeinsamen Filme sieht, meinen, man schaue im Kino einer (gelingenden) Paartherapie zu: Der Mann baut mithilfe zeitgenössischer Computertechnik spektakuläre, großzügig mit raffinierten Fallen und blutrünstigen Monstern bestückte Parcours auf, die anschließend von der Frau furchtlos (und mindestens ebenso spektakulär) bewältigt – und am Ende meist gleich noch in die Luft gesprengt werden.

„Monster Hunter“ ist dabei der bislang minimalistischste Jovovich-Anderson-Film: keine komplexe Mythologie, schon gar keine psychologisch ausgestalteten Figuren, einfach nur Felsen, Sand und jede Menge atemberaubende Kämpfe gegen riesenhafte Kreaturen. Noch dazu steht Jovovich mit dem begnadeten Kampfkunstspezialisten Jaa („Ong-Bak“) endlich einmal ein adäquater männlicher Partner zur Seite. Anders gesagt: „Monster Hunter“ ist ein Film, der hält, was er verspricht. Und das ist im heutigen Kino nichts weniger als ein Stück Glück.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.06.2021)

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