Tötungsdelikt

13-Jährige getötet: Zwei Männer festgenommen

WIEN: MORDALARM IN DONAUSTADT - TOTE FRAU AUFGEFUNDEN
WIEN: MORDALARM IN DONAUSTADT - TOTE FRAU AUFGEFUNDEN(c) APA/MICHAEL GRUBER
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Die Ermittlungen wegen des tot in Wien aufgefundenen Mädchens laufen noch, ein 16- und ein 18-jähriger afghanischer Staatsbürger werden am Dienstag einvernommen.

Im Fall des 13-jährigen Mädchens, das am Samstag in Wien Donaustadt tot neben einer Straße aufgefunden wurde, hat die Polizei am Montagabend zwei Männer festgenommen. Die beiden afghanischen Staatsbürger, 16 und 18 Jahre alt, werden verdächtigt, das Mädchen getötet zu haben. Die Polizei kam durch Zeugenaussagen auf die Spur der Männer. Die Verdächtigen sollen am Dienstag einvernommen werden.

Ob die 13-Jährige die beiden Männer gekannt hatte, war aber noch nicht klar. Auch ob es Hinweise auf ein Sexualdelikt gibt, war noch offen. Die Verdächtigen wurden bisher noch nicht zu der Tat befragt. "Sie werden morgen einvernommen", sagte eine Sprecherin.

Was man bisher weiß: Die 13-Jährige wurde laut Obduktion erstickt, sie wurde mit zahlreichen Hämatomen aufgefunden, unter anderem im Halsbereich. Der Grünstreifen, auf dem das Opfer an einen Baum gelehnt gefunden wurde, dürfte aber nicht der Tatort sein: „Die 13-Jährige wurde nicht im öffentlichen Raum, sondern in einem privaten Bereich, einer Wohnung oder einem Haus, getötet“, sagt Polizeisprecher Markus Dittrich. Bisher weiß man nicht, wann, wie und warum das Mädchen aus dem Raum Tulln nach Wien gekommen war.

Eine Übereinstimmung mit einer Abgängigkeitsanzeige gab es zum Zeitpunkt der ersten Ermittlungen jedenfalls keine. Eine solche Anzeige würde im Fall einer Minderjährigen – so wie in jedem Fall, in dem ein Gewaltverbrechen, Suizid oder eine hilflose Lage einer Person, etwa wegen des psychischen Zustandes, vermutet wird – jedenfalls zu einer sofortigen Fahndung der Polizei führen. Eine 24-Stunden-Wartefrist, wie man sie aus Filmen kennt, gibt es keine. An Spekulationen über das private Umfeld der 13-Jährigen – es hieß, sie sei mehrfach über Nacht nicht zu Hause gewesen, von Problemen ist die Rede – wollte sich die Polizei nicht beteiligen. Das sei nicht Fokus der Ermittlungen.

Schwierige Identifikation

Mangels einer Übereinstimmung mit einer vermissten Person und weil beim Opfer keine Ausweisdokumente gefunden wurden, konnte die Jugendliche von der Polizei zunächst nicht identifiziert werden. Zunächst wurde das Opfer auch wesentlich älter geschätzt, von etwa 18 Jahren war die Rede. Nachdem die Polizei am Sonntag Details zur Kleidung des Opfers veröffentlichte, wandten sich die Eltern in Tulln an die Polizei. Sie hatten den Kapuzenpullover mit Aufschrift „Live or Die“ erkannt und mussten ihre tote Tochter identifizieren.

Im Umfeld der Schülerin laufen nun intensive Ermittlungen, zahlreiche Personen aus dem Umfeld wurden am Montag einvernommen, auch flüchtigen Kontakten werde nachgegangen, hieß es von der Polizei, ebenso werden Aktivitäten in sozialen Medien und dergleichen von Ermittlern durchleuchtet.

Jüngstes Opfer in einer Serie

Auch wenn man in diesem Fall die konkreten Umstände nicht kennt: Die 13-Jährige ist das jüngste Opfer in einer Serie von Tötungsdelikten mit weiblichen Opfern. Heuer wurden in Österreich zuvor bereits 14 Frauen (mutmaßlich) von einem (Ex-)Partner getötet. Die Serie an Femiziden hat eine Debatte um Gewaltschutz ausgelöst, nach dem Fall der 13-Jährigen wurden nun neuerlich Forderungen nach Sofortmaßnahmen laut.

Im Mai hatte die Regierung nach einem runden Tisch mit Opferschutzeinrichtungen verkündet, als Sofortmaßnahme zusätzlich 24,6 Millionen Euro für Gewaltschutz aufbringen zu wollen.

Gewaltschutzeinrichtungen fordern aber nach wie vor, für effizienten Schutz sei ein Vielfaches davon notwendig – und, man wisse nach wie vor nicht, wofür die Regierung die designierten Mittel genau ausgeben wolle. In Ausarbeitung ist jedenfalls ein Leitfaden für die vielfach von NGOs geforderten Fallkonferenzen zu Hochrisikofällen, die künftig wieder verstärkt stattfinden sollen. Kürzlich fand dazu in Wien ein Treffen von Gewaltschutzorganisationen und Polizei statt. (cim)

(Die Presse)

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