Im Kino

„Kings of Hollywood“: Eine vergnügliche Hommage an den Western

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Robert De Niro, Tommy Lee Jones und Morgan Freeman begeistern in George Gallos Komödie, die an glorreiche Zeiten der Kinobranche erinnert.

„Paradise“ ist das Stichwort: Produzent Max Barber (Robert De Niro), ein Veteran der Branche, der mit seinem etwas naiven Neffen Walter (Zach Braff) seine dümpelnde Kreativwerkstatt am Laufen zu halten versucht, werkt an einem Film mit dem Titel „Paradise“. Ein junger Kollege will Barber den Stoff abjagen, für eine tolle Millionensumme. Aber Max will die Story nicht hergeben, dass ihm die Pleite droht, ist ihm egal. „Fuck You“, schreibt er statt seiner Unterschrift auf den Vertrag, den ihm sein junger Konkurrent James vorlegt, der einst bei Max gelernt hat.

„Paradise“ ist aber auch der Running Gag von George Gallos „Kings of Hollywood“. Für die Könige, Produzenten, Schauspieler, ja sogar Geldgeber ist der Film das Paradies, ein Leben außerhalb scheint es gar nicht zu geben im Los Angeles der Siebziger Jahre. Und wo liegt das großartigste Paradies des Films? Natürlich im Wilden Westen. Barber und Walter gewinnen für ihren neuen Streifen (nachdem sie „Paradise“ verloren geben mussten) einen alten Westernhelden, der sich im Pflegeheim dem Whisky, Zigaretten und Russischem Roulette hingibt: Duke Montana heißt der weltberühmte Revolver-Hero von einst, Tommy Lee Jones spielt diesen „Herzog“, der eine Hommage an Ober-Raubein John Wayne (1907-1979) ist; Duke war der Spitzname dieses legendären Idols aus Alt-Hollywood, das Machos bis heute anturnt.

An einem legendären Vorbild orientiert sich auch Regisseur Gallo bei „Kings of Hollywood“, nämlich an Martin Scorsese. An diesen reicht er mit seiner Verbeugung vor John Ford, John Huston & Co. natürlich nicht heran. Aber Gallos Film ist mit seinen vielen Assoziationen an glorreiche Zeiten der Kinobranche vergnüglich und geglückt, denn wie es typisch für solche Filme ist: Sie sind äußerst genau in der Rekonstruktion des Ambientes, der Atmosphäre, der Typen - von den Oldtimern über das Pferde-Training bis hin zu den schmuddeligen Bars und den Wüstenlandschaften, in denen Western gedreht wurden.

Altstars und Nostalgiker

Im Paradies der Altstars und der Nostalgiker operiert neben De Niro (als Producer mit schneeweißen Schlurf-Locken und zäher Überlebenskraft) und Tommy Lee Jones (ein Cowboy, der auch nach durchzechten Nächten souverän das Lasso schwingt) Morgan Freeman als Geldgeber aus der Unterwelt, der von Barber zu immer neuen Investitionen ohne Wiederkehr animiert wird, bis er schließlich mit seiner Gang am Drehort aufkreuzt, entschlossen, sich für die ständigen finanziellen Verluste zu rächen. Es kommt zum Showdown, welche Überraschung: in einem verkommenen Autokino.

George Gallo und Josh Posner haben witzige Dialoge geschrieben, die viele Themen der Filmbranche abhaken: Verzweifelte Akteure, die nach jedem Job gieren, die Eitelkeit der Stars, der Wechsel von Hybris und Depression, die schmutzigen Tricks, um an Geld zu kommen, die verlockenden Schönen - Stichwort #MeToo. Nur eine Frau hat hier eine nennenswerte Rolle: Kate Katzman spielt die Regisseurin des Western, das ist von holder Unwahrscheinlichkeit. Ob die Ironisierung der Bewegung „Black Lives Matter“ gut ankommt, wird man sehen. Im Prinzip ist „Kings of Hollywood“ eher eine leichte und sanfte Satire.

Wieder feiert das Kino sich selbst

Und sie fügt sich in eine zuletzt besonders gepflegte Reihe, mit der das Kino sich selber feiert: den Stummfilm („The Artist“), die Opfer, die Liebende für ihre Karriere bringen müssen („La La Land“), den Ritt auf der Hochschaubahn einer verschleißenden Karriere („Once Upon a Time in Hollywood“) und die großartigen Produktionen, ja Klassiker, die trotz menschlichen Versagens und Grotesken aller Art entstehen („Mank“). Natürlich ist „Kings of Hollywood“ eher eine Fußnote angesichts dieser Meisterwerke, aber der Film ist amüsant und ästhetisch erhellend. Und das übrigens auf eine weniger grobe Weise als die deutsche „Winnetou“-Parodie „Der Schuh des Manitu“. 

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