Eva Komarek, General Editor for Trend Topics bei der Styria Media Group, führte  als Moderatorin durch den Workshop. Die Vortragenden waren Andrea Lang, Münze Österreich, Marietta Babos, Finanzberaterin, Larissa Kravitz, Betreiberin des Podcasts „Investorella“, und Robert Ulm, CEO der Hello bank!.
Workshop

Finanzielle Unabhängigkeit in allen Lebensphasen

Event. Im Hotel Triest veranstaltete „Die Presse“ in Kooperation mit Hello bank! und Münze Österreich den Workshop Frauen & Finanzen, um Frauen für das Thema alternative Anlageformen zu sensibilisieren

Wir leben im 21. Jahrhundert und man könnte annehmen, die finanziellen Ungerechtigkeiten zwischen Männern und Frauen würden allmählich geringer werden. Aber dem ist nicht so. Frauen sind finanziell noch immer stark benachteiligt. Das liegt häufig am generell geringeren Interesse von weiblicher Seite gegenüber Finanzthemen. Gern werden diese Themen den Männern überlassen. Dadurch begeben sich viele Frauen in finanzielle Abhängigkeiten, die dringend ausgemerzt werden sollten.

Frauen mit Finanzwissen zu versorgen ist das Hauptziel der Initiative fPlus, die von der „Presse“ ins Leben gerufen wurde. Konzipiert wurde fPlus von Eva Komarek, General Editor for Trend Topics bei der Styria Media Group, die als Moderatorin durch den Workshop „fPlus Frauen & Finanzen“ führte, den die „Presse“ gemeinsam mit der Hello bank! und der Münze Österreich veranstaltete.

Aufklärung leisten

Die Gründe für das finanzielle Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen sind vielfältig. Unbestritten ist, dass tendenziell mehr Frauen in schlechter bezahlten Jobs beschäftigt sind. Bedingt durch Karenz und Teilzeit sind Frauen zudem häufiger mit Einkommensausfällen konfrontiert. Das ist sowohl für die gegenwärtige Situation berufstätiger Frauen ein Problem, vor allem aber droht das böse Erwachen mit Pensionsantritt.

Aus diesem Grund versuchte der Workshop die Teilnehmerinnen stärker für das Thema Geldanlage zu sensibilisieren. Für den Workshop konnten zwei sehr erfolgreiche Bloggerinnen gewonnen werden: Marietta Babos, Universitätsdozentin und Finanzberaterin, sowie Larissa Kravitz, Buchautorin von „Money Honey“ und Betreiberin des Podcasts „Investorella“.

Finanzielle Unabhängigkeit

Marietta Babos zeigte in ihrem Workshop auf, wie eine optimale finanzielle Lebensplanung aussehen kann. Die gebürtige Ungarin studierte an der WU Wien und machte sich vor einigen Jahren als Expertin für strategische Unternehmensführung mit ihrem Unternehmen „Damensache“ selbständig. Ein sehr persönlicher Umstand führte sie an das Thema Finanzen heran. Ihr Vater verstarb sehr früh und die Pension ihrer Mutter reichte kaum, um die Familie zu erhalten. „Ich musste feststellen, dass das kein Einzelschicksal ist, daher sehe ich es als meine Mission, Frauen auf dieses Thema aufmerksam zu machen und aufzuklären.“

Das Leben einer Frau verläuft oft in Wellen. Nach der Ausbildung kommt oft der Kinderwunsch und Frauen in Österreich bleiben lange Zeit in Teilzeit. „Das hat zwei entscheidende Folgen: Frauen fehlt Budget in der erwerbstätigen Zeit, vor allem aber hat es fatale Folgen für die Pension“, sagte Babos. Hinzu komme die hohe Scheidungsrate, die auch viele Frauen finanziell benachteiligt. „Daher ist es wichtig, dass die Erwerbstätigkeit der Frau immer bestmöglich erhalten bleibt.“ Während die Teilzeit als Armutsfalle als logisch erscheint, vergessen wir oft auf einen weiten Umstand, der der Armut in die Hände spielt: die Langlebigkeit. Frauen leben statistisch gesehen länger als Männer, haben aber weniger Geld zur Verfügung.

Marietta Babos, Universitätsdozentin und Finanzberaterin, Gründerin „Damensache“.
Marietta Babos, Universitätsdozentin und Finanzberaterin, Gründerin „Damensache“.(c) Guenther Peroutka

»„Es ist wichtig, dass die Erwerbstätigkeit der Frau immer bestmöglich erhalten bleibt.“«

Marietta Babos

Pensionslücke schließen

Das Pensionssystem steht in Österreich auf drei Säulen: Staatliche Vorsorge, betriebliche Vorsorge, private Vorsorge. 90 Prozent der Pensionisten bekommen staatliche Vorsorge, nur vier Prozent betriebliche und nur sechs Prozent private Vorsorge. Laut Daten von Statistik Austria liegt die durchschnittliche Alterspension bei Frauen bei knapp über 1000 Euro. Babos empfiehlt jeder berufstätigen Frau, sich über den Pensionskontorechner anzusehen, mit welcher Pension von staatlicher Seite man rechnen darf. „Danach rechnet man sich aus, welchen Betrag man erzielen müsste, um den persönlichen Bedarf zu decken. Dann kennt man das Ziel, wie viel Geld man benötigen würde, um diese Lücke zu schließen“, sagte die Universitätsdozentin und stellte einige Möglichkeiten vor.

Eine wäre unter anderem die betriebliche Vorsorge. Sie sei in Österreich noch viel zu unbekannt. Gerade einmal vier Prozent nutzen diese Methode zur Altersvorsorge. In den USA sei man da wesentlich fortgeschrittener. Bei Gehaltsverhandlungen gehöre der „Pensions-Beitrag“ zum Standard. „Erkundigen Sie sich aktiv bei Ihrem Arbeitgeber, ob es eine betriebliche Pensionsvorsorge gibt.“ Babos nannte u. a. die Möglichkeit der Zukunftssicherung, wonach Arbeitgeber für jeden Mitarbeiter steuerfrei 300 Euro pro Jahr als Pensionsprodukt investieren können.

Auch die private Vorsorge hat noch deutlichen Aufholbedarf in Österreich. Babos gab einen Einblick in die unglaubliche Palette der Veranlagungsformen. Von Aktien und Anleihen über Gold bis hin zu Immobilien. „Es gibt keine Veranlagungsform ohne Nachteile. Ausschlaggebend ist die gesunde Verteilung.“

Kluge Differenzierung

Babos empfiehlt eine Strukturierung des Geldes in drei Töpfe: Notreserve, Geld für mittlere Investitionen und Geld für die Altersvorsorge. Die Notreserve ist die einzige Stufe, in der das klassische Konto noch seine Berechtigung hat. Zum Ansparen auf mittlere oder längerfristige Ziele ist es ungeeignet. Hier kommen zwei andere Töpfe in Frage. Für mittelfristige Ziele sind oft Wertpapiere gefragt. Bei langfristiger Vorsorge kommen Aktien, Versicherungsprodukte und ein Anlagenmix in Frage. „Wichtig ist, nicht alles für die Pension zu bunkern, denn man hat schließlich auch bis dorthin ein Leben.“ Das richtige Maß? Zehn bis 15 Prozent des Nettoeinkommens soll für Pensionsvorsorge investiert werden.

Abgeraten wird vom Bausparvertrag, da die staatliche Förderung mittlerweile niedriger ist als die Inflation und man zudem auf das Geld für viele Jahre nicht zugreifen kann. Die Finanzexpertin betonte aber auch, dass eine Finanzplanung nicht nur einmal aufgesetzt werden darf, sondern regelmäßig – einmal im Jahr – revidiert werden muss, weil sich die Gegebenheiten ständig ändern können. Als zweifache Mutter ist sich Babos auch der Vorbildrolle bewusst. „Kinder müssen für moderne Geldanlagen sensibilisiert werden.“ Etwa durch Sparpläne.

Larissa Kravitz, Buchautorin und Betreiberin des Podcasts „Investorella“.
Larissa Kravitz, Buchautorin und Betreiberin des Podcasts „Investorella“.(c) Guenther Peroutka

»„Beim Investieren in Aktien sollte man sich selbst am Riemen reißen und Emotionen im Griff halten.“«

Larissa Kravitz

Richtig managen

Larissa Kravitz lehrte in ihrem Workshop die Kunst, ein Portfolio zu managen. Sie ist Mutter eines einjährigen Sohnes und hat seither mit ihrem Partner den freundschaftlichen Wettkampf laufen, ob Mann oder Frau bis zum 18. Geburtstag des Nachwuchses das bessere Portfolio für den Sohnemann managt. Die Bloggerin hält zahlreiche Investment-Workshops und kennt die Unterschiede beim Investieren zwischen den Geschlechtern. „Männer zocken lieber, Frauen agieren eher finanzmathematisch“, sagt die „Investorella“-Gründerin. Ein Grund, warum weibliche Brokerinnen nicht selten die besseren Perfomances hinlegen. „Beim Investieren in Aktien sollte man sich selbst am Riemen reißen und Emotionen im Griff halten.“

Drei Faktoren definieren die Zielrichtung: Sicherheit, Liquidität oder Rendite. Diese drei Faktoren treffen in einem Portfolio selten aufeinander, daher muss man sich entscheiden, welchen Weg man einschlagen möchte. „Wenn man sich einmal für eine Portfoliostrategie entschieden hat, werden sich die Kurse bewegen“, prophezeite Kravitz und bezeichnete Rebalancing als das Geheimnis des Reichtums.
Darunter versteht man antizyklisches Investieren. „Man kauft günstig und verkauft hoch und wendet das einmal im Jahr oder in Extremsituationen an.“ Zum Beispiel: In sicheren Zeiten Gold kaufen und in Krisenzeiten, wenn der Goldpreis steigt, verkaufen und in günstige Aktien stecken – im Sinne des Rebalancing.

Warnzeichen des Investments

Die Bloggerin warnte aber auch vor Kardinalfehlern. Sie nahm die Crashes von Enron und Wirecard als Beispiele. Beide Fälle gleichen sich, fanden nur 20 Jahre zeitversetzt statt. Sowohl bei dem amerikanischen wie dem deutschen Unternehmen gab es zu Beginn eine solide Entwicklung, dann kam es zu einem regelrechten Hype und schließlich zum schmerzhaften Crash. „Erlebt ein Unternehmen einen Kursabsturz, ist man als Anleger gut beraten, wenn das betroffene Unternehmen nur Teil eines ETFs (Exchange Traded Fund) ist. Dann kann der Absturz abgefedert werden.“ Nochmals wurde die Wichtigkeit des Diversifizierens betont. „Schlimm ist es, wenn man seine ganze Pensionsvorsorge in eine Unternehmensaktie setzt und dieses Unternehmen crasht.“ Gerade für Einsteiger sind ETFs die sicherste Anlage. „Aber auch nie das gesamte Vermögen nur in eine Assetklasse investieren.“

NACHHALTIGE FONDS

Im Workshop wurden auch nachhaltige Fonds vorgestellt. 1990 war gerade einmal ein Prozent der Produkte nachhaltiges Investment. 2020 waren es zehn Prozent.

Wenn man heute ETFs oder Fonds zum Beispiel bei einer Bank kauft, ist die Bank verpflichtet, die Risiken aufzuzeigen. Fondsmanager müssen die Kapitaleigenschaften offenlegen, inwieweit ein Fonds nachhaltig ist und zum Beispiel Umweltziele verfolgt. Allerdings herrscht gegenwärtig noch ein Dschungel an unterschiedlichen Nachhaltigkeitsgütesiegeln. Auch Österreich hat mit dem Österreichischen Umweltzeichen ein eigenes.

Nachhaltige Investments sind langfristige Trends. Allerdings ist nicht gesagt, dass die Trends sofort den Durchbruch erleben. Manchmal muss man sehr geduldig sein, bis sie abheben.

INFORMATION

Der Workshop „Frauen und Finanzen“ fand auf Einladung der „Presse“ statt und wurde finanziell unterstützt von Hello bank! und der Münze Österreich.

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