Wiener Ansichten

Abkühlung nach 1960er-Art: Wenn 170 Quadratmeter Wasser nicht cool genug sind

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Zu einfach? Zu effizient? Jedenfalls einzigartig in Wien: die Watrinne am Hausgrundweg, Wien Donaustadt.

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Den kleinen Wundern des Alltags begegnet man ja oft unverhofft, beispielsweise in jenem Nebenan, das man doch so gut wie nichts anderes zu kennen meint. Und welcher Ort ließe sich unverhoffter denken als ein Plattenbau aus den 1960ern?
Ja, die gemeindeeigene Wohnhausanlage Hartlebengasse 1–17 ist mir seit Jahrzehnten wohlbekannt; jedenfalls hätte ich das bis vor Kurzem gedacht, bin ich doch schon in Kindheitstagen unzählige Male an ihrer Front zum Stadlauer Hausgrundweg hin entlanggegangen. Doch offenbar nur an dieser Front entlang, gequert kann ich die Anlage nicht haben, sonst wäre gerade dem Kind jenes Stück blitzblaue Sommerfreude sicher nicht verborgen geblieben, das mir nun, der Kindheit seit Längerem entraten, beim zufälligen Vorbeikommen sofort bemerkenswert schien: ein Element zumal, das Wien-weit – bedauerlicherweise – nicht Seinesgleichen hat.
Die Rede ist von jener sogenannten Watrinne, die hinter dem massigen Block am Hausgrundweg 50 kleine und kleinste Kinder zum Plantschen lädt: ein simples Wasserbecken, rund 170 Quadratmeter groß und bloß wenige Zentimeter tief, das dieser Hitzetage offenkundig mindestens ebenso viel Vergnügen bereitet wie allerlei viel aufwendiger gestaltete Wasserspiele, mit denen seit einiger Zeit ein „Cooles Wien“ regierungsamtlich befördert werden will. Dass diesem „Coolen Wien“ in der entsprechenden Rubrik des digitalen Stadtplans zwar jede noch so absurd positionierte Sprühnebeldusche einen Eintrag wert ist, nicht jedoch die so wert- wie sinnvolle Watrinne zu Stadlau, passt ins Bild.
Immerhin, wenigstens Wiener Wohnen weiß, was man an der Anlage hat: Eine Informationstafel weist eindringlich auf die Einzigartigkeit der Watrinne hin. Warum sie bis dato einzigartig blieb? Je nun, vielleicht ist etwas so Einfaches und Effizientes halt nicht „cool“ genug . . .

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