Analyse

Afghanen zwischen Asyl und drohender Abschiebung

Archivbild. Auch in Deutschland wurden Abschiebeflüge nach Afghanistan kritisiert, hier ein Bild von Anfang Juni von einer Demonstration in Köln.
Archivbild. Auch in Deutschland wurden Abschiebeflüge nach Afghanistan kritisiert, hier ein Bild von Anfang Juni von einer Demonstration in Köln.imago images/NurPhoto
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Die Kontroverse um Abschiebungen erhält durch den Fall des getöteten Mädchens neuen Zündstoff.

Im Fall des getöteten 13-jährigen Mädchens stellte sich heraus, dass einer der beiden unter Mordverdacht festgenommenen Afghanen subsidiären Schutz in Österreich erhalten hatte. Die Behörde nahm also an, dass er in seiner Heimat zwar nicht der konkreten Gefahr der Verfolgung (etwa wegen Zugehörigkeit zu einer bestimmten ethnischen Gruppe) ausgesetzt war und sah keinen Asylgrund – jedoch erkannte man ihm befristeten Schutz zu. Weil man davon ausging, dass sein Leben in Afghanistan bedroht werden könnte (etwa durch systematische Menschenrechtsverletzungen). Nach drei Verurteilungen des jungen Mannes wurde ein Asyl-Aberkennungsverfahren eingeleitet. Subsidiärer Schutz wurde entzogen. Zur Abschiebung kam es aber eben nicht.

Wie haben sich die Asylzahlen entwickelt, wie stark ist die afghanische Community?

Derzeit leben 44.000 Afghanen unterschiedlicher Ethnien in Österreich; mehr als 40 Prozent davon in Wien. Im Corona-Jahr 2020 haben 3137 Personen aus dem südasiatischen Gebirgsland um Asyl angesucht. Afghanistan lag damit an zweiter Stelle – Syrien war mit 5121 Ansuchen die Nummer eins. Platz drei ging voriges Jahr an Marokko (745). 2019 lag Afghanistan sogar vor Syrien.

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