Konjunktur

Bauboom treibt Baukosten auf Rekordhöhe

Holz ist zu einem teuren Baustoff geworden.
Holz ist zu einem teuren Baustoff geworden.APA/BARBARA GINDL
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Die Baukosten stiegen rasant wie seit 15 Jahren nicht mehr. Die steigende Inflation lässt bei Regierungen die Alarmglocken schrillen.

Die Baukonjunktur boomt, und viele Unternehmen wie etwa der Ziegelhersteller Wienerberger profitieren von dieser Entwicklung. Ökonomen warnen allerdings auch vor den Gefahren einer Überhitzung. Die steigende Inflation könne für hoch verschuldete Staaten ein Problem werden, falls diese auch zu höheren Zinsen führt. Doch vorerst sorgt vor allem die Teuerung bei den Roh- und Baustoffen für Staunen.

Stahl im österreichischen Großhandel wurde im April im Vergleich zum Vorjahresmonat um 37 Prozent teurer, Schnittholz und Holzplatten um elf Prozent, heißt es in der Mitte Juni veröffentlichten Baukostenanalyse der Bank Austria. In der zweiten Jahreshälfte werde der Baukostenanstieg aufgrund besserer Baustoffversorgung „zumindest abflachen“, erwartet Bank-Austria-Ökonom Günter Wolf.

Stahl und Bauholz machen Bauen teuer

Die Baukosten im Wohn- und Siedlungsbau waren laut Statistik Austria im April um 7,5 Prozent höher als vor einem Jahr. Der Kostenanstieg heuer ist laut Analyse vor allem auf den Preisanstieg bei Stahl und Bauholz zurückzuführen. Andere Baurohstoffe mit geringeren Anteilen an den Baukosten seien ebenfalls deutlich teurer geworden, vor allem erdölbasierte Produkte wie Bitumen und Kunststoffe, beispielsweise in Form von Dämmstoffen und Folien.

„Ähnlich hohe Zuwächse der Baukosten wie 2021 wurden zuletzt in den Jahren 2006 bis 2008 registriert“, kommentierte Wolf die Preisentwicklung in einer Aussendung. Damals seien die Kosten ebenfalls von einem Wohnbauboom angetrieben worden, der 2021 von erheblichen Engpässen in der Baustoffversorgung begleitet werde. „Voraussichtlich kann aber noch im laufenden Jahr mit einer Entspannung des Baukostenanstiegs gerechnet werden.“ 2020 wurden in Österreich rund 72.000 Neubauwohnungen errichtet, für 2021 erwarten Branchenbeobachter ähnlich hohe Zahlen.

Verzögerungen bei der Lieferung

Seit Monaten leidet die Baubranche an Verzögerungen bei einigen Baustofflieferungen. Die aktuellen Lieferschwierigkeiten bei vielen Baustoffen gebe es aufgrund der hohen Baunachfrage und einiger Sonderfaktoren, so der Bankökonom. In der Coronakrise 2020 seien weltweit Produktionskapazitäten in der Stahlindustrie und der Sägeindustrie stillgelegt worden, die wegen der raschen Erholung der Nachfrage nicht schnell genug wieder in Betrieb genommen werden konnten.

Längst sorgen die steigenden Rohstoffpreise und die damit einhergehende Inflation für Sorgenfalten auf politischer Ebene. So stemmt sich etwa die chinesische Regierung gegen eine drohende stärkere Inflation im Sog des Rohstoffpreisbooms. Die Regierung werde bald staatliche Kupfer-, Zink- und Aluminiumbestände an Metallproduzenten verkaufen, teilte Peking vor wenigen Tagen mit.

China will sich unabhängiger machen

Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtete, sollen staatliche chinesische Unternehmen zudem auf Anordnung der Regierung ihre Abhängigkeit von ausländischen Rohstoffmärkten verringern. Preise für Metalle wie Kupfer gerieten daraufhin unter Druck, nachdem sie bereits zuletzt ein Stück weit zurückgesetzt hatten. Allerdings kosten sie immer noch deutlich mehr als noch zu Jahresbeginn.

Hintergrund der hohen Rohstoffpreise ist die anziehende Weltkonjunktur mit den beiden Schwergewichten USA und China voran. Nach Berechnungen des Hamburger Forschungsinstitutes HWWI waren die Preise für Industrierohstoffe von April bis Mai um rund 14 Prozent gestiegen. Der großen Nachfrage steht ein immer noch knappes Angebot gegenüber. Denn gerade zu Beginn der Pandemie hatten viele Bergbaukonzerne ihre Produktion zurückgefahren und auch Investitionen in Förderkapazitäten gescheut.

(Ag.)

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