Klimakrise

Die plötzliche Hitze im amerikanischen Norden: "Beginn eines permanenten Notfalls"

A young man naps in the shade during hot weather in Portland
A young man naps in the shade during hot weather in Portland(c) REUTERS (MARANIE STAAB)
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Ein Hitzedom sorgt für Temperaturen von rund 50 Grad Celsius in den sonst klimatisch gemäßigten Regionen im Westen Kanadas und im Nordwesten der USA, Dutzende Tote wurden bereits gemeldet.

Es sind Zahlen, die man kaum mit einer Gegend in Verbindung bringt, die sich immergrün zwischen den eisigen Gipfeln der nordamerikanischen Gletscher und den Stränden des (kühlen) pazifischen Ozeans erstreckt. 49,5 Grad Celsius meldete die Wetterstation von Lytton in der kanadischen Provinz British Columbia am Dienstag um 16.20 Uhr. Damit wurden den dritten Tag in Folge die heißesten Temperaturen im Land seit Beginn der Aufzeichnungen gemessen. Kanadische Zeitungen vermuteten allerdings, dass es in Lytton noch heißer gewesen sein dürfte - die Wetterstation sei im kühlenden Schatten von Bäumen aufgestellt.Es ist eine beispiellose Hitzewelle, die die weitläufige Region trifft. Nicht nur das westliche Kanada meldete in den vergangenen Tagen Temperaturen zwischen 45 und 50 Grad Celsius. Auch die nordwestlichen US-Bundesstaaten Washington und Oregon waren von der extremen Hitze betroffen: In den Städten Seattle und Portland wurden ebenfalls die höchsten Temperaturen seit dem Beginn der dortigen Aufzeichnungen im Jahr 1940 gemessen. Klimaanlagen und Ventilatoren waren vielerorts ausverkauft. Menschen suchten zum Teil in Tiefgaragen oder in ihren klimatisierten Autos Schutz vor der sengenden Hitze. „Das ist der Beginn eines permanenten Notfalls“, sagte der Gouverneur von Washington, Jay Inslee, in einem TV-Interview. Man müsse die Ursache des Problems bekämpfen - den Klimawandel.

Für die extreme Hitze verantwortlich ist das Phänomen der „Hitzekuppel“, das heißt, der Hochdruck in der Atmosphäre hält die heiße Luft in der Region fest. Wetterexperten der „Washington Post“ zufolge ist die Intensität dieser Hitzekuppel „statistisch gesehen so selten, dass sie im Durchschnitt nur einmal alle paar tausend Jahre zu erwarten“ sei. Der vom Menschen verursachte Klimawandel habe allerdings „diese Art von außergewöhnlichen Ereignissen wahrscheinlicher gemacht“.

Dutzende Todesfälle in Vancouver

In der kanadischen Großstadt Vancouver am Pazifik starben bislang mindestens 69 Menschen, darunter zahlreiche ältere Menschen mit Vorerkrankungen, wie die nationale Polizeibehörde, die Royal Canadian Mounted Police, mitteilte. "Wenngleich das noch untersucht wird, spielt die Hitze bei der Mehrzahl der Todesfälle eine Rolle", sagte ein Polizeiangehöriger. Die Canadian Broadcasting Corporation berichtete, dass die aktuellen Todeszahlen in den vergangenen Tagen fast doppelt so hoch waren als in Vancouver üblich. Auch in anderen Gemeinden gab es zahlreiche Tote, bisher liegen aber noch keine offiziellen Zahlen vor.

Dabei liegen die Temperaturen in der Hafenstadt Vancouver bei aktuell rund 32 Grad Celsius. Die hohe Luftfeuchtigkeit hebt die gefühlten Temperaturen jedoch auf rund 40 Grad an.

Brände beginnen in Kalifornien

U.S. Pacific Northwest faces heat wave
U.S. Pacific Northwest faces heat wave(c) REUTERS (KAREN DUCEY)

"Wir befinden uns mitten in der heißesten Woche, die British Columbia je erlebt hat", sagte der Regierungschef der Provinz, John Horgan, bei einer Pressekonferenz. Er rief dazu auf, sich um Menschen zu kümmern, die gefährdet sein könnten, kalte Kompressen im Kühlschrank aufzubewahren und sich im kühlsten Teil des Hauses aufzuhalten. Das kanadische Umweltministerium gab Warnungen für mehrere Provinzen heraus: Die „anhaltende, gefährliche und historische Hitzewelle“ würde noch die ganze Woche andauern. Am Mittwoch rechneten der britischen Tageszeitung „The Guardian“ zufolge Meteorologen damit, dass sich die Hitzewelle von Vancouver und dem Rest British Columbias sowie den nordwestlichen Provinzen und dem Yukon wegbewegen würde - dafür blieben die Prärie-Provinzen weiter betroffen.In den USA hat hingegen auch der heißere Südwesten die Auswirkungen der Hitzekuppel zu spüren bekommen. Dort führt die verstärkte Dürre zu einer wesentlich erhöhten Waldbrandgefahr, in mehreren Bundesstaaten wüten bereits Feuer. In Kalifornien dürfte die diesjährige Waldbrand-Saison die Rekorde des letzten Jahres wieder schlagen. Experten befürchten, dass die extreme Hitze der vergangenen Tage und die katastrophalen damit einhergehenden Zustände nur ein Vorbote für das Hitzegeschehen der kommenden Wochen sein könnte.

(APA/AFP/epos)

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