Wimbledon

Serena Williams am Boden zerstört

APA/AFP/ADRIAN DENNIS
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Die Rekordjagd endete wegen einer Verletzung früh, die Rückkehr nach London ist offen.

Den Schrei von Serena Williams dürfte keiner der Tennis-Fans auf dem Centre Court vergessen, den vielleicht letzten Abschied der unglücklichen Rekordjägerin aus Wimbledon auch nicht. Mit erhobenem Schläger in der rechten Hand, der linken auf dem Herzen und Tränen in den Augen verließ die langjährige Nummer eins unter dem Beifall der stehenden Zuschauer verletzt den Platz. Offener denn je bleibt, ob es ein Goodbye für immer war.

Einige Stunden nach dem Erstrunden-Aus meldete sich Serena Williams bei Instagram. Die Aufgabe mache sie todunglücklich. Ihre Liebe und Dankbarkeit seien bei den Fans und ihrem Team, die es so bedeutsam machten, auf dem Centre Court zu sein. "Die außergewöhnliche Wärme und die Unterstützung des Publikums zu spüren, als ich auf den Platz kam - und ihn verließ - der Platz hat mir die Welt bedeutet", schrieb sie.

Wie die zu diesem Zeitpunkt schon angeschlagene Serena Williams beim Stand von 3:3 gegen Alexandra Sasnowitsch aus Belarus am Dienstagabend zusammensank und in die Knie ging, erschütterte die Zuschauer auf dem berühmtesten Tennisplatz der Welt. Weil das Dach geschlossen war, hallte der Schrei noch heftiger durch die Arena.

Was für eine Blessur sich die immer noch größte Botschafterin des Damen-Tennis auf dem rutschigen Grün am rechten Bein zuzog, ließ sie offen. Der Oberschenkel war jedoch schon zuvor bandagiert. Als Sasnowitsch auf 2:3 verkürzt hatte, humpelte Serena Williams zu ihrer Bank. Nur wenig später war alles aus.

Im Lauf ihrer mehr als zwei Jahrzehnte umspannenden großartigen Karriere hat Serena Williams so manch schwere Verletzung weggesteckt. Doch Fakt ist auch, dass sie am 26. September 40 Jahre alt wird. Die Zeit spielt inzwischen einfach gegen die einstige Dominatorin, der die Siege nicht mehr so leicht gelingen wie früher. Das gilt auch für ihre Schwester Venus, die noch mit 41 Jahren ihre 23. Teilnahme in London in Angriff nahm.

Der große Unterschied zu Serena Williams: Für sie gab es in Wimbledon auf Rasen die wohl beste Chance, mit ihrem Kraft-Tennis endlich diesen 24. Titel bei einem Grand-Slam-Turnier zu gewinnen und den Allzeit-Rekord der Australierin Margaret Court einzustellen. Sieben Mal triumphierte sie in Wimbledon. Der letzte Erfolg bei den vier großen Turnieren gelang - damals als Schwangere - 2017 bei den Australian Open. Danach folgten eine Babypause und vier Finalniederlagen, die bisher letzte vor knapp zwei Jahren bei den US Open.

Bis zur kommenden Auflage bleiben knapp zwei Monate, zu Olympia nach Tokio wollte Serena Williams zuvor ohnehin nicht. Über die genauen Gründe wollte sie sich vor dem Turnierstart in Wimbledon nicht äußern. Dabei nannte sie am vergangenen Sonntag die heutigen Schläger, die Schuhe, die Art der Erholung, die Sichtweise auf Tennis an sich als wichtigste Gründe dafür, warum sie und Roger Federer so lange so erfolgreich hätten spielen können.

Doch auch der am 8. August 40 Jahre alt werdende Schweizer spürt seinen Körper und stieg nach zwei Knieoperationen zuletzt bei den French Open lieber vorzeitig aus. Am Dienstagabend hatte er direkt vor dem Aus von Serena Williams Glück, dass ihm wegen der Verletzung seines französischen Gegners Adrian Mannarino ein fünfter Satz erspart blieb.

Federer war zufrieden, dass er selbst nicht ausgerutscht war. Als er vom Pech von Serena Williams hörte, tat das auch ihm weh. "Oh mein Gott, das glaube ich nicht", sagte der achtmalige Wimbledon-Champion und Gewinner von 20 Grand-Slam-Titeln.

(APA/dpa)

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