Deutschland

Die CSU und ihr ambivalentes Verhältnis zur Gaming-Branche

APA/AFP/PHILIP FONG
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Nach Attentaten ist die Gaming-Branche ein gerne vorgeschobener Sündenbock. Einer, mit dem aber auch viel Geld zu verdienen ist. Erst recht als Wirtschaftsstandort.

Es ist ein ambivalentes Verhältnis zur Gaming-Branche, das die CSU an den Tag legt. 2019 erklärte Innenminister Horst Seehofer nach dem Halle-Attentat, die Gamer-Szene stärker ins Visier nehmen zu müssen. Immerhin gehe, so seine Auffassung, von Computerspielen eine große Gefahr aus. Zwei Jahre später rückt die Gaming-Branche wieder in den Fokus der Politik. Mit einem ganz anderen Ziel: Der Standort Deutschland müsse attraktiver für die Entwicklung von Computerspielen gemacht werden, wie Parteikollege und Verkehrsminister Andreas Scheuer am Mittwoch ankündigte.

Horst Seehofer ist nicht der erste Politiker, der die Gaming-Branche versucht zur Verantwortung zu ziehen, wenn im Zuge von Ermittlungen auch Videospiele bei einem Attentäter gefunden werden. So war es bei dem rechtsextremen Deutschen in Halle, der seine Tat in Egoshooter-Perspektive live streamte, oder bei dem El-Paso-Attentäter im August 2019. Auch der damalige US-Präsident Donald Trump erklärte den Sieg über die "finsteren Ideologien" als Ziel. Der erklärte Feind waren nicht die laschen Waffengesetze, sondern vielmehr Online-Spiel. Und das weil der Attentäter sich in seinem vorab online gestellten Manifest mehrfach auf das Spiel "Call of Duty" bezog. Wobei es damit auch Parallelen zum 51-fachen Christchurch-Attentäter aufwies, der schrieb, seine "Supersoldaten-Fantasien" ausleben zu wollen.>>> „Wären Videospiele der Auslöser, wissen Sie, was dann los wäre? [premium]

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Es gibt zahlreiche Studien, die Gewaltbereitschaft durch Videospiele widerlegen. Zudem gibt es Länder, in denen Videospiele beliebter sind als in den USA, das Gewaltniveau aber deutlich niedriger. Meist gehen damit auch sehr strenge Waffengesetze wie in Südkorea einher, dem Land mit den meisten Gamern. „In Deutschland spielen 34 Millionen Menschen Computerspiele, 25 Millionen davon Onlinegames. Wären Spiele der einzige Auslöser (für solche Attentate; Anm. d.Red.), wissen Sie, was dann hier auf den Straßen los wäre?“, brachte es Thomas-Gabriel Rüdiger, deutscher Cyberkriminologe, im Zusammenhang mit dem Halle-Attentat auf den Punkt.

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