GP von Österreich

Formel 1: Hamiltons besorgter Blick auf die Tribüne

Lewis Hamilton
Lewis HamiltonREUTERS
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Für Weltmeister Lewis Hamilton kommt das Comeback der Fan-Massen in Spielberg und danach in Silverstone zu früh, er mahnt zur Vorsicht. Max Verstappen freut sich darauf, die WM-Führung vor dem „orangen Meer“ zu verteidigen.

Spielberg/Wien. Nach dem Triumph von Max Verstappen hoffen Lewis Hamilton und Mercedes für den offiziellen Grand Prix von Österreich am Sonntag (15 Uhr, live, ORF 1, Servus TV, Sky, RTL) auf ein anderes Rennen. Rein äußerlich wird es das auf jeden Fall sein, denn der neunte Saisonauftritt soll in der Formel 1 die Rückkehr zur Normalität einläuten. Waren am vergangenen Wochenende lediglich zweimal 15.000 Zuschauer in Spielberg zugelassen, öffnen die ab heute gültigen Lockerungsschritte der Regierung auch am Red-Bull-Ring die Tore: 15.000 Fans werden am Freitag, 30.000 am Samstag und 60.000 am Sonntag erwartet. Campingplätze, Hotels und Pensionen füllen sich, nun auch wieder mit internationalen Gästen. In dieser Tonart soll es in der Motorsport-Königsklasse auch weitergehen, den GP von Großbritannien in zwei Wochen dürfen trotz grassierender Delta-Variante bereits wieder 140.000 Besucher verfolgen.

Der Gedanke an volle Tribünen weckt allerdings nicht nur positive Gefühle im Fahrerlager. „Ich bin da eher auf der vorsichtigen Seite und würde es langsam aufbauen, anstatt gleich wieder Vollgas zu geben“, meinte Weltmeister Hamilton. Er wolle es nicht „zu sehr ins Negative drehen“, sagte der Brite und wählte seine Worte zuletzt mit Bedacht. Natürlich freue er sich, „vor den besten Fans der Welt“ zu fahren. Doch auch er bekomme eben die steigenden Corona-Fallzahlen in seiner Heimat mit. „Ich mache mir Sorgen“, sagte der 36-Jährige und ermunterte die Fans, noch Vorsicht walten zu lassen: „Weiter Hände waschen, weiter Masken tragen.“

Monatelang waren die Fans in der Formel 1 ausgeschlossen. Dabei gestaltet sich das Abstandhalten auf den weitläufigen Rennstrecken trotz Nadelöhren bei Einlass oder Anreise grundsätzlich sogar etwas leichter als im Fußballstadion. Nun dürfen sich die nach Spielberg angereisten Fans nicht nur auf den Motorsport selbst, sondern dank der Lockerungen auch auf Rahmenprogramm inklusive Abendveranstaltungen mit Musik freuen. Das freut die Gastgeber ebenso aus wirtschaftlicher Sicht, denn die Veranstaltung sichert auch Arbeitsplätze. So beläuft sich die Wertschöpfung durch die beiden Rennen österreichweit laut den Berechnungen des Wiener Economis-Institut auf 36,8 Millionen Euro, davon sollen etwa 27 Millionen Euro allein auf die Steiermark entfallen. 650 Vollzeitarbeitsplätze könnten von diesem Geld über das ganze Jahr gesehen geschaffen werden. Etwa 300 davon entfallen auf den Red-Bull-Ring und die Schwesterunternehmen von Dietrich Mateschitz.

Aufmarsch der „Orange Army“

Volle Tribünen in Spielberg bedeuten traditionell auch „Heimvorteil“ für Max Verstappen. Sein niederländischer Landsmann Roger Hermans versorgte einst schon Fans seines Vaters, Jos Verstappen (107 Rennen, zwei Podestplätze), mit Merchandise, inzwischen organisiert er Anreise und Unterkunft um den noch erfolgreicheren Sohn vor Ort anzufeuern. Seit drei Jahren führt Hermans dafür eine eigene Reiseagentur, allein für dieses Wochenende hat er 15.000 Tickets angebracht – allerdings keine Komplettpakete, denn die Verstappen-Fans sollen nicht ausschließlich unter sich bleiben, sondern in kulturellen Austausch mit dem Gastgeberland treten.

Über drei Ränge wird sich das „orange Meer“ erstrecken, „da fährt der Max nochmal eine Sekunde schneller“, scherzte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko. Nach drei eingeschränkten Spielberg-Rennen (2020 eine Doppelveranstaltung ohne Zuschauer) freut sich Verstappen auf die Unterstützung seiner Fans. „Wir haben sie vermisst. Ohne sie ist die Stimmung nicht dieselbe“, sagte der 23-Jährige. „Ich kann sie zwar im Cockpit nicht hören, aber sehen!“ Heuer darf die „Orange Army“ ihn erstmals als WM-Führenden bejubeln, und das soll mit dem dritten Sieg in Serie auch bis zum Ende der Rekordsaison so bleiben. Denn die F1-Verantwortlichen teilen Hamiltons Bedenken nicht, sie planen trotz Absagen (Kanada, Singapur) 23 Rennen vor möglichst vollen Rängen.

(swi/dpa)

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