Sylvester Stallone wird 75: Muskeln und Mythos

Stallone wurde tatsächlich dreimal für den Oscar nominiert. (Ein Bild aus "Creed II")
Stallone wurde tatsächlich dreimal für den Oscar nominiert. (Ein Bild aus "Creed II")imago images/Everett Collection
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Der Schauspieler mit dem asymmetrischen Gesicht hat mit „Rocky“ einen Mythos begründet, mit „Rambo“ ein geflügeltes Wort geschaffen.

Kurz vor seinem 75. Geburtstag trainiert Sylvester Stallone seine berühmten Muskeln. Ein aktuelles Video zeigt den Schauspieler in einem Fitnessstudio auf den Knien, mit zwei 20-Kilo-Gewichten in den Händen. Unter Grunzen und Stöhnen steht er langsam auf und stemmt die riesigen Stahlplatten in die Luft. Stallone wird am 6. Juli 75 Jahre alt. An einfachen Weisheiten spart er nicht: "Gib dein Bestes, in jedem Alter, oder du wirst es bedauern", gibt seinen Instagram-Followern etwa mit auf den Weg.

Sich selber gönnt er kaum eine Ruhepause. In seiner Paraderolle als Boxer Rocky Balboa stieg "Sly" in dem Boxdrama "Creed - Rocky's Legacy" 2015 und 2018 in den Ring. Dabei zeigte er als gealterter Coach des jungen Boxers Adonis Creed (Michael B. Jordan) eine weichere Seite. Und 2019 gab er noch einmal eine Abschiedsvorstellung als John Rambo.

Vor allem aber war er Rocky: Sylvester Stallone, nicht nur aufgrund seines asymmetrischen Gesichts einer der unwahrscheinlichsten Hollywood-Stars aller Zeiten, hat Mitte der Siebzigerjahre mit seinem Drehbuch zu John G. Avildsens Meisterwerk „Rocky“ einen Mythos begründet: Die Geschichte eines verarmten Geldeintreibers mit italienischen Wurzeln, der im räudigen Philadelphia eine Chance auf den ganz großen Schlager erhält. Arm vs. Reich, Authentizität vs. Künstlichkeit, Herz vs. Geld: Weltvorstellungen hauen einander auf die Fresse. Am Ende triumphiert Rocky und wird zur Legende.

Rocky Balboa gegen Apollo Creed. Der erste Teil der Reihe war 1976 ein überraschender Erfolg - und gewann im Folgejahr drei Oscars.
Rocky Balboa gegen Apollo Creed. Der erste Teil der Reihe war 1976 ein überraschender Erfolg - und gewann im Folgejahr drei Oscars.(c) imago images/Mary Evans (Rights Managed via www.imago-images.de)

"Rocky" war mit zehn Nominierungen eine Oscar-Sensation. Das Box-Drama holte die Auszeichnung als "Bester Film", für Regie und Schnitt. Stallone, der für das Originaldrehbuch und als Hauptdarsteller nominiert war, ging allerdings leer aus. Der Film begründete eine Reihe mit bisher insgesamt acht Teilen.

Die Jahre gingen nicht spurlos an Stallone vorbei. "Ich muss um die 30 Operationen gehabt haben", erzählte er 2019 beim Filmfest in Cannes. Überall sei etwas repariert und geflickt worden. "Morgens quietscht mein Körper", sagte er schmunzelnd. Er müsse dann erst "geölt" werden, damit er sich wieder flüssig bewegen könne.

2012 waren Schwarzenegger und Stallone zeitgleich im Krankenhaus in Los Angeles. Beide mussten sich wegen Schulterproblemen behandeln lassen
2012 waren Schwarzenegger und Stallone zeitgleich im Krankenhaus in Los Angeles. Beide mussten sich wegen Schulterproblemen behandeln lassen(c) REUTERS (HANDOUT)

Besonders hart sei der Dreh für "Rocky IV" Mitte der 80er Jahre gewesen, wo er Dolph Lundgren gebeten habe, so kräftig zuzuschlagen, wie dieser konnte. Ein Fehler: "Ich lag viereinhalb Tage auf der Intensivstation."

Knapp vier Jahrzehnte später würdigte Hollywood den anrührenden Auftritt des Alt-Stars in "Creed - Rocky's Legacy" mit einer weiteren Oscar-Nominierung, doch bei der Preisverleihung musste "Sly" wieder eine Niederlage einstecken.

Sylvester Stallone in Creed II.
Sylvester Stallone in Creed II. (c) imago images/Everett Collection (Barry Wetcher via www.imago-images.de)

Mit kleinen Auftritten hatte sich der in New York geborene Sohn eines italienischen Einwanderers Anfang der 1970er Jahre mühsam durchgeschlagen. 25-jährig spielte er in dem Erotikfilm "The Party at Kitty and Stud's" mit. Woody Allen heuerte ihn für einen winzigen Part als Schläger in "Bananas" an, auch in dem Thriller "Klute" mit Jane Fonda hatte er nur einen kleinen Auftritt.

Die ersten Schauspielerfahrungen sammelte er 1970 in dem Softporno "The Party at Kitty and Stud's", die ihm später den Spitznamen "Italian Stallion" einbrachte.
Die ersten Schauspielerfahrungen sammelte er 1970 in dem Softporno "The Party at Kitty and Stud's", die ihm später den Spitznamen "Italian Stallion" einbrachte.

1982 dachte sich Stallone mit dem wortkargen Vietnamveteranen "Rambo" einen weiteren Leinwandhelden aus. Der Klassiker des Faustrechts war auch ein Wegbereiter des Action-Genres und erzeugte durch den Namen des Protagonisten John Rambo ein geflügeltes Wort - und zog bis 2007 drei (eher grobmotorische) Fortsetzungen nach sich.

Stallone ist übrigens nicht auf alle seine Filme stolz. In den 80er und 90er Jahren habe er auch "viel Mist" gedreht, schaute er 2019 in Cannes selbstkritisch zurück. Selbst seine Töchter hätten ihn gefragt: "Warum hast du diese Scheiße gemacht?" Daraufhin habe er gesagt: "Was glaubt ihr, wie ich für eure Ausbildung bezahlt habe?"

Privates Unglück

Mit seiner ersten Ehefrau, der Fotografin Sasha Czack, hatte Stallone in den 1970er Jahren zwei Söhne. Sage Stallone, der mit dem Vater auch drehte, starb 2012 mit nur 36 Jahren an Herzversagen. Die zweite Ehe des Schauspielers mit seiner dänischen Kollegin Brigitte Nielsen war kinderlos. Seit 1997 ist der Action-Star mit dem früheren Model Jennifer Flavin (52) verheiratet. Sie haben drei Töchter.

Zwei seiner fünf Kinder wurden krank geboren: Seargeoh (Rockys neu geborener Sohn in „Rocky 2“) kam als Autist zur Welt und Tochter Sophia Rose wurde 1996 mit einem Loch im Herzen geboren.

Sage Stallone und Sylvester Stallone als Rocky Balboa und, Rocky Balboa Jr. in Rocky V.
Sage Stallone und Sylvester Stallone als Rocky Balboa und, Rocky Balboa Jr. in Rocky V.(c) imago images/Mary Evans (Rights Managed via www.imago-images.de)

"Sly"-Fans müssen sich bis August auf dessen nächsten Auftritt gedulden. Stallone ist bei der Comic-Verfilmung "Suicide Squad" unter der Regie von James Gunn ("Guardians of the Galaxy") neben Margot Robbie, John Cena, Viola Davis und Idris Elba an Bord. "Ich liebe es immer, mit meinem Freund Stallone zu arbeiten", schrieb Gunn bei den Dreharbeiten im vorigen November auf Instagram. "Obwohl Sly ein ikonischer Filmstar ist, haben die meisten Leute keine Ahnung, was für ein wunderbarer Schauspieler dieser Kerl ist."

Seinen Geburtstag teilt Stallone übrigens mit Ex-US-Präsident George W. Bush.

(red./APA/dpa)

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