Wien

Ludwigs Kinder-Testpflicht als Testfall für Eltern

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Kinder ab sechs Jahren müssen nun ein negatives Testergebnis vorweisen, um etwa in den Eissalon oder ins Bad zu gehen. Nicht für alle sei das möglich, sagen Elternvertreter. Kritik kommt auch von Tourismusministerin Köstinger.

Die teilweise verschärften Coronaregeln, die Wien im Alleingang beschloss, stoßen auf Kritik. Pünktlich zum Ferienbeginn gilt nun eine Testpflicht für Kinder ab sechs Jahren. Außerdem dienen die sogenannten Wohnzimmertests nicht mehr als Zutrittsberechtigung.

„Am Tag vor gut geplanten bundesweiten Öffnungsschritten einseitig die Regeln zu ändern, ist völlig absurd“, hieß es etwa von Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP). Auch die Wiener ÖVP sprach von einem „Zick-Zack-Kurs“, die Wiener FPÖ ortete eine „Sabotage“ der Lockerungsverordnung des Bundes. Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) begrüßte hingegen den Wiener Vorstoß, auch Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) zeigte Verständnis für das Vorgehen.

Die Delta-Mutation sei eine große Herausforderung, betonte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), der die Kritik zurückwies. „Und es ist einsichtig, wenn wir bis jetzt der Meinung waren, dass wir Kinder in diesem Alter testen, dass wir das auch tun, wenn Schulferien sind.“

Was sagen Elternvertreter zur neuen Testpflicht für Kinder?

Zahlreiche Rückmeldungen von Eltern seien bereits beim Vorstand des Wiener Landeselternverbands, Karl Dwulit, eingetrudelt. „Zum Teil wird es positiv gesehen und grundsätzlich ist es ja gut, dass der Bürgermeister versucht, die nächste große Welle zu vermeiden“, so Dwulit. „Kritisch gesehen wird aber, dass die Schere damit noch weiter auseinandergeht.“ Für Familien, die technisch gut ausgerüstet sind und bereits das Gurgel-Angebot genutzt haben, sei die Testpflicht gut durchführbar. Aber Kinder aus Familien, die auch bisher kaum getestet haben und sozial benachteiligt sind, würden unter der Testpflicht leiden. „Das Testangebot ist nicht niederschwellig“, so Dwulit. Nicht alle Familien haben zuhause einen Drucker, nicht alle Kinder haben bereits ein Handy, um ein Testergebnis vorzuweisen.

Der katholische Familienverband Wien kritisiert die Änderungen ebenfalls. „Eltern haben sich nach den Strapazen der letzten Monate Erleichterungen verdient. Stattdessen verschärft die Stadt Wien die Gangart und bürdet Eltern noch mehr auf“, so Barbara Fruhwürth, Vorsitzende des Verbandes. Der Besuch der Ferienbetreuung werde ebenso erschwert wie ein spontaner Ausflug ins Schwimmbad oder in den Eissalon. Fruhwürth forderte unter anderem die Einrichtung einer „Fast Lane“ für Kinder bei Teststraßen.

Wo können sich Kinder testen lassen?

Eine eigene Testvariante für Kinder gibt es noch nicht, auch wenn an den „Lollipop-Tests“ fieberhaft gearbeitet werde, wie es heißt. Da Wohnzimmertests nicht mehr gelten, können Eltern ihre Kinder nicht selbst testen. Sie müssen entweder einen PCR-Gurgeltest oder einen Antigentest in einer Apotheke oder in einer Teststraße durchführen. In den Wiener Teststraßen wurden auch bisher regelmäßig Kinder getestet, heißt es vom Samariterbund. Bei Kindern darf dort der schonendere Rachenabstrich genommen werden.

Um das Testen zu erleichtern, habe Wien außerdem ab sofort bei der PCR-Aktion „Alles Gurgelt“ nachgebessert: Statt vier Sets werden acht Sets pro Person und Woche ausgegeben.

Wie läuft die Testung in Sommercamps ab?

Auch die städtischen Jugendzentren und Organisationen, die Sommerlager veranstalten, werden mit Gurgel-Kits ausgestattet. Schon vor zwei Wochen gab Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) Details zu Sommercamps bekannt. Kinder werden vor der Abfahrt und auch während der Zeit im Ferienlager getestet. Die Proben aus den Camps, die in ganz Österreich stattfinden, werden gesammelt und ausgewertet. Sollte ein positiver Fall auftreten, muss die ganze Gruppe in Quarantäne.

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