Gerade noch war Show-Star Bill Cosby ein verurteilter Sexualstraftäter, nun ist er ein freier Mann. Sein Fall war der erste in der #MeToo-Ära, über 50 Frauen werfen ihm sexuelle Gewalt vor.
Wien/Philadelphia. Bill Cosby war einmal so etwas wie „Amerikas Dad“, ein Typ, den man gern in sein Wohnzimmer gelassen hatte. Dann wurde der der erste Prominente, der in der Zeit von #MeToo wegen einer sexuellen Straftat verurteilt wurde: zwischen drei und zehn Jahren sollte der Schauspieler in einer Gefängniszelle im US-Bundesstaat Pennsylvania verbringen, nachdem er 2004 – bei sich zuhause – eine Sportlerin unter Drogen gesetzt hatte, um sie anschließend sexuell zu missbrauchen. Mehr als 50 Frauen werfen Cosby sexuelle Vergehen vor, der Fall von Andrea Constand brachte ihn 2018 hinter Gitter.
Bis Mittwoch. Da entschied der Oberste Gerichtshof von Pennsylvania, dass Cosbys Verurteilung nicht rechtmäßig gewesen sei. Der 83-Jährige ist frei. Vor seinem Haus in einem Vorort von Philadelphia ließ er sich von Reportern ablichten, die Hand im Victory-Zeichen gen Himmel gestreckt.
„Versprechen“, nicht zu klagen
Der – nicht einstimmig getroffene – Entscheid des bundesstaatlichen Höchstgerichts besagt, dass die Strafverfolgungsbehörden in Cosbys Fall ein angebliches Versprechen gebrochen hätten: 2005 hatte der für Cosbys Fall zuständige Bezirksstaatsanwalt, Bruce Castor, in einer Aussendung festgehalten, er werde von einer Anklage des Unterhaltungsstars absehen. Cosby zahlte Constand 2006 nach einem separaten Verfahren rund 3,4 Millionen US-Dollar in einem Vergleich.
Dann aber entschied ein Nachfolger von Staatsanwalt Castor, erneut einen Blick auf die Sache zu werfen – und klagte Cosby. In dem Gerichtsverfahren wurde der Angeklagte dann von den Staatsanwälten mit einer Aussage konfrontiert, die er selber während des Vergleichsverfahrens 2006 getroffen hatte: dass er Frauen in den vergangenen Jahrzehnten das Rauschmittel Methaqualon – „Quaaludes“ – verabreicht habe, um mit ihnen Sex zu haben.