„Betrieb muss ein Erlebnisraum sein“

BRP-Rotax-Chef Wolfgang Rapberger
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Porträt. Nicht auf eine Technologie festlegen, sondern in alle Richtungen forschen und offen sein, um die Klimaziele erreichen zu können. Dafür plädiert BRP-Rotax-Chef Wolfgang Rapberger.

Werden es weiter Verbrennungsmotoren sein, wird uns E-Mobilität mit Batterien bzw. Wasserstoff-Brennstoffzellen künftig an unsere Ziele bringen – oder wird es eine ganz andere Technologie sein? Wenig überraschend sagt Wolfgang Rapberger, den „Verbrenner zu verbieten ist nicht die große Lösung“. Der General Manager von BRP-Rotax – die Österreich-Tochter des kanadischen Konzerns ist im oberösterreichischen Gunskirchen auf die Entwicklung und Produktion von Antriebssystemen für On-, Offroad- und Wasserfahrzeuge, Leicht- und Ultraleichtflugzeuge, Karts und Schneemobile spezialisiert – plädiert für „Offenheit für unterschiedliche Technologien, um die Klimaziele zu erreichen“. Offen zu sein, sei deshalb wichtig, sagt der 57-Jährige, weil es sehr unterschiedliche Anforderungen gibt: „Strom ist im Gegensatz zu Wasserstoff schwierig zu speichern.“ Zudem würden gerade bei niedrigen Temperaturen Batterien an ihre Grenzen stoßen.

Also wird in verschiedene Richtungen geforscht. Im Februar 2020 feierte nach einigen Jahren Forschung das erste Schneemobil auf Wasserstoffbasis in Hinterstoder seine Premiere und ist seit vergangenem Winter im Echtbetrieb unterwegs.

Drei Jahre davor verließ das erste E-Kart die Produktion, und die Modelle mit Verbrennungsmotoren sind aus dem Rotax-Angebot vorerst nicht wegzudenken. Die Nachfrage ist jedenfalls enorm. Im vierten Quartal wurden um ein Viertel mehr Fahrzeuge verkauft als im gleichen Zeitraum 2019: Die Lager der Händler sind leer. Weil die Chipproduktion weltweit unter den Lieferkettenproblemen leidet, kann nicht so viel wie nachgefragt produziert werden.

Die Nachfrage nach Produkten bedeutet hohen Bedarf an technischer Weiterentwicklung und damit an qualifizierten Mitarbeitenden. Dass Rotax ein attraktiver Arbeitgeber im umkämpften oberösterreichischen Zentralraum sein muss, ist klar. Rapberger geht weiter: „Wir wollen, dass die Mitarbeitenden sagen: ,Die Firma ist mein liebster Platz.‘ Sie muss ein Erlebnisraum sein.“ Das bedeutet, dass es Gesundheits- und Weiterbildungsangebote gibt, teamübergreifend gearbeitet wird, die Mitarbeitenden laufend eingeladen sind, Verbesserungsvorschläge einzubringen – mehr als 8000 wurden zuletzt pro Jahr umgesetzt.
Deshalb ging das Thema Employee Experience neben Technologie, Digitalisierung und Lean Management als einer von vier Pfeilern in die neue Strategie ein, deren Umsetzung 2020 gestartet wurde.

Recruiting mit Virtual Reality

Apropos Bewerbung: Sowohl für das Werk in Gunskirchen als auch für die mexikanischen Niederlassungen setzt Rotax auf ein eigens entwickeltes Virtual-Reality-Job-Assessment mit Gamification-Ansatz. Die Kandidaten führen dabei einzelne Arbeitsschritte direkt an den Motoren aus – virtuell. Das System, das jüngst als „VR Entreprise Solution of the Year“ ausgezeichnet wurde und sich gegen Projekte der US Air Force und British Airways durchsetzte, kann auch zu Trainingszwecken verwendet werden. Selbst wenn sich der Ausbilder in Oberösterreich und der Mitarbeiter in Mexiko befindet.

Zurück zur Strategie: Wichtig sei, sagt Rapberger, dass man sie erklärt, dass sie nachvollziehbar ist und man „die Leute nicht als Uniformierte dastehen lässt“. Das sei eine Frage der Wertschätzung. Und eine von guter Kommunikation: Gerade in der Krise habe man gesehen, dass man oft nichts versprechen könne, aber die Führungskräfte hätten das nötige Vertrauen aufgebaut, dass allen klar war: Wir kommen gemeinsam durch die Krise.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.07.2021)

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