Bibelwissenschaft

Gar nicht prüde: Sexualität im Alten Testament

Kahl geschoren. So imaginierte Caravaggio den Verrat Delilas an Simson. Mit dem Haar verliert er seine Stärke – eine symbolische Kastration.
Kahl geschoren. So imaginierte Caravaggio den Verrat Delilas an Simson. Mit dem Haar verliert er seine Stärke – eine symbolische Kastration.Joseph Martin / akg-images / picturedesk.com
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In ihrem neuen Buch zeigt die Theologin Irmtraud Fischer, wie vielfältig in der christlichen Bibel das Thema Sexualität behandelt wird. Sie interpretiert Texte, die von Freuden und Mühen sexueller Beziehungen erzählen.

Eine bejahende und positive Haltung zu Sexualität und Geschlechtlichkeit ist nicht unbedingt eine Zuschreibung, die einem beim Gedanken an alttestamentarische Bibeltexte durch den Kopf geht. Aber genau eine solche macht Irmtraud Fischer vom Institut für Alttestamentliche Bibelwissenschaft der Universität Graz darin aus – etwa in den Lehrreden des Sprüchebuches: „Die Eltern unterweisen den Sohn darin, was es für eine beglückende Liebesbeziehung mit der eigenen Frau braucht.“ Verführung sei demnach eine Kunst und benötige umwerbende Worte ebenso wie Küsse, frische Bettwäsche und wohlriechende Substanzen. Der Text widerspricht jenen „Keuschheitspredigern, die selbst noch in der Ehe den Genuss vermiesen wollen“, argumentiert Fischer.

Mit ihrem neuen Buch „Liebe, Laster, Lust und Leiden“ will sie die Texte des Alten Testaments – als solches hat das Christentum die Hebräische Bibel in seine Heilige Schrift aufgenommen – ins Heute holen und die große Bedeutung von Erotik und Sexualität darin aufzeigen. Denn beim Blick auf die bisherige katholische Auslegungsgeschichte dränge sich in dem Zusammenhang der Eindruck eines „Anything goes“ – „Mach, was du willst“ – auf, kommentiert die Bibelwissenschaftlerin bei einer Online-Lesung. Das öffne freilich Tür und Tor für fundamentalistische Deutungen und Fehlinterpretationen.

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