Helmut Fallmann, Mitgründer und Mitglied des Vorstands des 1988 gegründeten Softwareherstellers und Cloud-Dienstleisters Fabasoft mit Hauptsitz in Linz.
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„Smart Money“ für Digitalunternehmer

Expertentalk. Was fehlt der Geschäftswelt zu echter digitaler Fitness – und was hat dies mit der Ausbildung von Softwareexperten, Unternehmergeist und smartem Wachstumskapital zu tun? Antworten von Helmut Fallmann, Mitgründer der Fabasoft AG.

Herr Fallmann, man sagt, die Pande­mie und die Einschränkung der direk­ten Kontaktmöglichkeiten haben welt­weit einen Digitalisierungsschub bewirkt. Ist die Geschäftswelt nun endlich digital fit?

Die Notwendigkeit einer integralen Digitalisierung der Geschäftspro­zesse ist im vergangenen Jahr end­gültig in den Köpfen der Chefetage der Unternehmen angekommen. Das ist zweifelsohne eine Folge der Pandemie. Davor haben ja viele Unternehmer angenommen, dass sie mit Scannen und Mailen schon auf einem guten digitalen Weg sind. Was natürlich viel zu kurz ge­dacht war. Während der Pandemie wurden der Segen von Videokonfe­renzen und die digitale Kommuni­kation aus dem Homeoffice ent­deckt. Das ist ein guter Schritt. Aber es geht bei der Digitalisie­rung im Sinne optimierter Geschäftsprozesse eigentlich um viel mehr. Es geht um organisations­übergreifende digitale Vorgänge und darum, den digitalen Schub über die gesamte Customer Jour­ney hinweg auf digitalen Plattfor­men für eine Steigerung der Pro­duktivität zu nutzen. Da liegt noch einiges im Argen und da muss noch vieles verbessert werden.

Können Sie das anhand eines konkre­ten Beispiels erläutern?

Denken wir an die im Grunde ein­fachen Vorgänge beim Kaufen oder Leasen eines Autos, die noch im­mer nicht komplett über den digi­talen Weg möglich sind. Die Vision wäre, dass analoge Dokumente überflüssig werden, indem eine Durchgängigkeit digitaler Daten­flüsse etabliert wird. Es sollten alle für den Autokauf nötigen Schritte digital abgewickelt werden kön­nen, und das zwischen allen Betei­ligten, sprich Banken, Versicherun­gen, Leasinggesellschaften, Händ­lern und Käufern. Die Idealvorstellung ist die eines digitalen Team­raums, in dem Daten ungehindert fließen, Verträge über digitale Sig­naturen abgeschlossen werden und verifizierte Informationen quasi in Echtzeit allen zur Verfü­gung stehen. Das ebnet der Trans­parenz der Prozesse und der Ver­gleichbarkeit von Angeboten den Weg, macht den gesamten Vorgang wesentlich effizienter und somit auch kostengünstiger. Von solchen unternehmensübergreifenden di­gitalen Prozessen sind wir leider immer noch ein gutes Stück ent­fernt.

Woran liegt es? Welche Hürden gibt es auf dem Weg zu dieser von Ihnen beschriebenen Vision einer durchgängi­gen Digitalisierung?

Da gibt es einige Gründe. Zum einen liegt es daran, dass allgemein noch kein ausreichendes Vertrau­en zu vollständig digitalisierten Services und zum ungehemmten Datenfluss etabliert werden konn­te. Was geschieht mit den Daten? Wie wird damit umgegangen? Sind sie in sicheren Händen? Diese be­rechtigten Fragen sind leider von vielen Unternehmen noch nicht ausreichend glaubwürdig beant­wortet worden. Dabei ist das eine essenzielle Voraussetzung für ein Vorankommen bei der Digitalisie­rung. Da geht es um Sicherheit und Datenschutz entlang der gesamten geschäftlichen Prozesskette. Man muss und will sich etwa darauf ver­lassen können, dass in der Cloud alles mit rechten Dingen zugeht. Dafür haben Cloudanbieter Sorge zu tragen, indem sie sich externen Auditierungen stellen und zertifi­zieren lassen.

Zertifizierungen als vertrauensbilden­de Maßnahmen?

Selbstverständlich. Fabasoft ist diesbezüglich übrigens eine welt­weite Pionierin. Wir waren schon 2016 mit unserer 5-Sterne-Zertifi­zierung die sicherste Cloud der Welt und sind heute das erste Unternehmen, das den höchsten Compliance-Level des EU Cloud Code of Conduct (CoC) erreicht hat. Der CoC entspricht einer Reihe von Anforderungen, die es Cloud- Dienstanbietern ermöglichen, ihre Übereinstimmung mit der DSGVO zu demonstrieren. Wenn Unter­nehmen – so wie wir es tun – bereit sind, ihre Datenschutzkompetenz zu beweisen, wenn sie für Audits von externen Organisationen keine Kosten scheuen und sich tief in die eigene Firmen-DNA schauen las­sen, dann erzeugt dies das notwen­dige Vertrauen für digitale Daten­flüsse.

Seit 2004 hat die börsennotierte Fabasoft AG ihre österreichische Unternehmenszentrale im Linzer Bruckner Bürocenter.
Seit 2004 hat die börsennotierte Fabasoft AG ihre österreichische Unternehmenszentrale im Linzer Bruckner Bürocenter.(c) Michael Wimmer

Für die von Ihnen beschworene erfolg­reiche Digitalwirtschaft braucht es aber nicht nur Vertrauen in die Daten­ströme, sondern auch ein bestens aus­gebildetes IT-Personal, das diesen Fluss in Bewegung bringt.

Das ist völlig richtig, und in diesem Sinne braucht es meiner Ansicht nach in Österreich dringend eine bessere Verzahnung von Wirtschaft und Hochschulen. Als europäi­sches Paradebeispiel dient etwa die Rheinisch-Westfälische Techni­sche Hochschule Aachen, kurz RWTH Aachen: Das dortige Aachen Institute for Advanced Study in Computational Engineering Sci­ence (AICES) wird von 15 Institu­ten aus vier Fachgruppen der RWTH Aachen getragen. Außer­dem wird eng mit der Industrie und anderen Forschungseinrich­tungen wie dem Massachusetts In­stitute of Technology zusammen­gearbeitet. Das muss auch unser Ziel in Österreich sein, nämlich eine möglichst internationale und interdisziplinäre Ausbildung von Doktoranden an den Schnittstellen Mathematik, Informatik und Inge­nieurwissenschaften. Die frühe Ko­operation solcher Ausbildungsstät­ten mit Unternehmen sorgt für enorme Branchenimpulse und för­dert grundlegendes unternehmeri­sches Denken.

Hat man in Europa im Allgemeinen und in Österreich im Speziellen be­züglich des unternehmerischen Den­kens einen Nachholbedarf?

Sagen wir, es gibt noch vieles zu verbessern und einiges an brach­liegendem Potenzial. Österreich ist zwar grundsätzlich gut positio­niert, was die Start-up-Szene und auch die unternehmerische Gene­tik betrifft. Woran es aber manch­mal hapert, ist der Wille zum lang­fristigen Unternehmertum. Das ist nicht zuletzt eine Frage des Unter­nehmerspirits, der hierzulande nicht ausreichend gefördert wird. Ein Beispiel dazu aus der Ausbil­dungslandschaft: An vielen Uni­versitäten in den USA ist es völlig normal, dass im Sommer die Stu­dienpause zu Entrepreneurship- Lehrgängen genutzt wird, während die Pforten an unseren Unis fest ge­schlossen sind. Das ist schade, weil man es insgesamt verabsäumt, den Unternehmergeist zu pushen und Unternehmertum positiv dar­zustellen. Da braucht es einen Stimmungswandel, um nicht nur das grundsätzlich vorhandene In­novationsfeuer zusätzlich anzufa­chen, sondern auch einen Beitrag für einen nachhaltigen unterneh­merischen Atem zu leisten.

Was können Politik und Wirtschaft dazu beitragen?

Man könnte zum Beispiel Förder­gelder sinnvoll umlenken. Im Mo­ment ist es in Österreich so, dass es eine sehr gute Erstfinanzierung zur Unternehmensgründung gibt. In Sachen Start-up-Förderung kann man sich nicht wirklich beschwe­ren. Das birgt aber zugleich das Problem, dass einiges an Geld auch in Jungunternehmen fließt, denen es an unternehmerischem Plan fehlt, um langfristig erfolgreich zu sein. Ich würde deswegen ein Mo­dell begrüßen, bei dem staatliche Kapitalmittel vermehrt über For­schungsgelder an Universitäten fließen, um ein präkompetitives Forschungsfeld zu schaffen, in dem Studierende ihre Ideen erproben und Geschäftsmodelle reifen las­sen können. Ein weiteres Problem ergibt sich, wenn Jungunternehmer zwar in der Unternehmensgründung großzügig gefördert werden, sie aber in der Expansionsphase nicht über ausreichend Kapital verfügen und so die Früchte ihrer Arbeit nicht ernten.

Das ist speziell in der Softwarebranche sehr oft der Fall. Die etwa von der EU definierte Start-up-Dauer von sieben Jahren entspricht hier nicht den realen Gegebenheiten. Bei Softwareunter­nehmen braucht man eher zehn bis zwölf Jahre Geduld, um wirt­schaftlichen Erfolg einschätzen zu können. So lange muss ein Kapital­geber zumindest an Bord sein, da­mit das Schiff nicht untergeht. Kurzum: Es fehlt in Österreich an Wachstumskapital, und die Wirt­schaft muss hier mit „Smart Mo­ney“ einspringen, wenn man ver­hindern will, dass Jungunterneh­mer den Exit wählen und Intellec­tual Property aus dem Land ab­wandert.

„Smart Money“ ist ja der Schlüssel­begriff für das partnerschaftliche Mo­dell, das Fabasoft Digitalunternehmen anbietet. Was genau verstehen Sie darunter?

Smart Money steht für eine intelli­gente Form der Finanzierung, bei der wir uns mit einem Mehrheits­anteil an Digitalunternehmen be­teiligen und damit beim Wachsen helfen. Smart ist daran, dass nicht bloß pure Finanzkraft eingebracht wird, sondern wir auch mit unse­rem Netzwerk an erprobten Bera­tern, Kontakten und Kunden, die wir im B2B-Bereich im Laufe der Jahrzehnte akquiriert haben, zur Seite stehen. Unser Modell sieht ein ge­meinsames, partnerschaftliches Arbeiten in strategischer Hinsicht vor. Wir tragen durch unsere Erfah­rung zur Professionalisierung der Unternehmen bei, bereiten diese auf ein solides Wachstum vor und begleiten diese Phase.

Wir nehmen dabei unter anderem die Rolle eines finanziell potenten Organisa­tionsentwicklers ein, ohne die Ge­staltungsmacht der von uns unter­stützten Unternehmen anzugrei­fen. Wir vergrößern damit als Part­ner den Tätigkeitsraum von Digi­talunternehmen, die im Bereich von dokumentenintensiven Ge­schäftsprozessen und Fachanwen­dungen zu Hause sind. Dass wir das alles können, ha­ben wir übrigens mit den Erfolgs­geschichten von Mindbreeze und Xpublisher, unseren ersten beiden Partnerschaften, bereits bewiesen. Man könnte sagen – um auf Ihre Eingangsfrage zurückzukommen: Das ist unser Beitrag, um die Ge­schäftswelt endgültig digital fit zu machen.

ZU FABASOFT

Das Linzer Softwareunternehmen Fabasoft steht für Digitalisierung, Beschleunigung und Qualitätssteigerung von Geschäftsprozessen im Bereich Business-to-Business. Ein weiterer Schwerpunkt ist die strategische Beteiligung an jungen IT-Unternehmen. Fabasoft zählt zu den führenden europäischen Softwareherstellern und Cloud-Dienstleistern. Der 1988 gegründe­te Konzern hat seinen Hauptsitz in Linz und unterhält Tochtergesell­schaften in Deutschland, Öster­reich, der Schweiz und den USA.

www.fabasoft.com

INFORMATION

Die Seiten „Comeback“ beruhen auf einer Medienkooperation mit der „Presse“ und sind mit finanzieller Unterstützung der Fabasoft AG entstanden.

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