Kommentar

Lobau-Tunnel: Rote Karte für ein grünes Revanche-Foul von Ministerin Gewessler

Seit zwei Jahrzehnten wird der Straßentunnel als Teil der Umfahrung Wiens und der Anbindung an den neuen Stadtteil Seestadt Aspern geplant, geprüft und wieder geprüft. Jetzt lässt die grüne Infrastrukturministerin Gewessler noch einmal prüfen. Eine rot-türkise oder türkis-rote Allianz bildet sich - gegen Grün.

Die grüne Infrastrukturministerin Leonore Gewessler will eine Reihe von Straßen-Projekten in halb Österreich auf Verträglichkeit mit den Klimazielen prüfen lassen. Am Prominentesten ist der Lobau-Tunnel. Nach 20 Jahren des Planens, Prüfens, der behördlichen Verfahren mit Genehmigung, der Einsprüche dagegen und deren Zurückweisung kommt nun die nächste Prüfung.

Schon klar, dass die Grünen wohl auch wegen ihres Kampfes gegen das Autofahren wieder zurück in den Nationalrat gewählt wurden (und hinterher sogar in die Regierung kamen). Aber man kann es dann und wann auch einmal pragmatisch gut sein lassen. Denn dass ein riesiger neuer Stadtteil wie die Seestadt Aspern, aktuell eines der größten Entwicklungsgebiete Europas, zwar toll mit der U-Bahn angeschlossen, die Anbindung aber für Pkw und Lkw (oder sollen über der Donau keine Lebensmittel, Möbel, Pakete ausgeliefert werden?) miserabel ist, darf nicht der Weisheit letzter Schluss sein.

Das rote Wien tobt

Revanchieren sich die Grünen zeimlich verspätet für den Rauswurf aus der Wiener Stadtregierung durch Michael Ludwig? Gut möglich. Der rote Teil der Wiener Stadtregierung tobt – zu Recht. Mit Niederösterreich und dem Burgenland wird eine interessante Allianz aufgebaut: Rot-Türkis oder Türkis-Rot gegen Grün. Ein Vorgriff auf eine mögliche neue Koalitionsvariante im Bund?

Revanche-Fouls sind gefährlich. Sie können, wenn es ganz dumm läuft, die rote Karte nach sich ziehen.

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