Wie Werte von Währungen entstehen

Exchange rates against the euro are displayed at a change bureau in Madrid
Exchange rates against the euro are displayed at a change bureau in Madrid(c) REUTERS (Juan Medina)
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Der Dollar steigt und ist dennoch unterbewertet, Japan kämpft mit seinem viel zu hohen Yen und China wehrt sich gegen eine Yuan-Aufwertung. Woher kommt der Wert einer Währung - und was bedeutet er für ein Land?

Grundsätzlich gilt: Je niedriger der Kurs einer Währung, desto besser ist es für die Exporte des Landes, steigende Wechselkurse sind schlecht für Exporte. Ein Beispiel: Angenommen, ein Fernseher kostet 200.000 Yen. Der Ausgangskurs sei 1:100, man bekommt für einen Euro also 100 Yen. Somit kostet der Fernseher 200.000:100 = 2.000 Euro. Steigt nun der Yen-Kurs auf z.B. 1:80 (man bekommt also für einen Euro nur noch 80 Yen), so kostet der gleiche Fernseher mit dem gleichen Yen-Preis 200.000:80 = 2.500 Euro. Um diesen höheren Europreis würden aber wahrscheinlich weniger Fernseher verkauft werden, denn nicht-japanische Unternehmen können ihre Preise tiefer halten. Daher wird am Markt der Europreis des japanischen Fernsehers auch (fast) gleich bleiben. Das führt dazu, dass das Unternehmen in Japan weniger Yen für seine in Euro verkauften Fernseher bekommt.

Hohe Exporte können Währung aufwerten

Gleichzeitig können steigende Exporte aber auch zu einer Aufwertung der Währung führen. Wenn zum Beispiel Japan mehr exportiert als in einer Vorperiode, so müssen die Käufer in anderen Ländern mehr Yen kaufen, um ihre Schulden in Japan zu zahlen. Das simple Prinzip von Angebot und Nachfrage gilt eingeschränkt auch für Währungen. Wenn nun also mehr Yen gekauft werden (mehr Nachfrage) und gleichzeitig weniger am Markt sind (Angebot), so steigt der Preis - der Yen wird also teurer. Das wiederum ist schlecht für die Exporte (siehe oben).

Prophezeihungen erfüllen sich oft

Ein weiterer wesentlicher Faktor für den Kurs einer Währung sind die Markterwartungen - also welche Preisentwicklung Spekulanten erwarten. Angenommen, die Mehrheit erwartet, dass der Dollar steigen wird. Um am Kursgewinn mitzunaschen, kaufen viele am Markt Dollar, solange er noch "billig" ist. Sie erhöhen also die Nachfrage, was zu einem steigenden Kurs führt - die Prophezeihungen haben sich also selbst erfüllt.

Zinsen entscheiden mit

Auch hohe Zinsniveaus ziehen Investoren in eine Währung. Vor allem, wenn die Abwertung der eigenen Währung erwartet wird. Ein fiktives Beispiel mit unrealistischen aber illustrativen Werten: Angenommen, der Wechselkurs von Dollar zu Euro beträgt 1:1,5, für einen Euro erhält man also 1,50 Dollar. Die Sparbuchzinsen in den USA liegen bei drei Prozent, in Europa hingegen bei vier Prozent.

Ein Europäer legt 100 Euro in Amerika an. Er erhält dafür 150 Dollar und drei Prozent Zinsen. Nach einem Jahr hätte er also 154,50 Dollar. Ändert sich der Wechselkurs nicht, so wechselt er die 154,50 Dollar in 103 Euro. In Europa hätte er im gleichen Zeitraum 104 Euro angespart. Wenn jedoch der Euro in diesem Jahr abgewertet würde, z.B. auf 1,40 Dollar, so würde er seine 154,50 Dollar in 110 Euro wechseln. Das Verhältnis, um wie viel welcher Welchselkurs schwanken muss, um in zwei Ländern mit unterschiedlichen Zinsen den gleichen Ertrag zu haben, nennt man Zinsparität.

Wenn der Euro steigen würde, müssten sie den Kursverlust durch noch höhere Anlagerenditen ausgleichen können. Man nennt das auch die "ungedeckte Zinsparität": Inländischer Zinssatz = ausländischer Zinssatz minus Wechselkursverlust

Die Macht der Zentralbanken

Einen enormen Einfluss auf den Wert einer Währung haben natürlich auch die Zentralbanken, zum Beispiel die US-Notenbank oder die Europäische Zentralbank. Sie legen nicht nur die Leitzinsen fest und beeinflussen den Währungskurs so. Aufgrund der enormen Geldmengen, mit denen sie auf den Märkten arbeiten, haben sie auch die Rolle großer Investoren. Die Zentralbank steuert die Menge des Geldes in einer Region (z.B. Europa) hauptsächlich über "Refinanzierungsgeschäfte". Dazu dient ein Zinstender nach amerikanischem Verfahren: Die Zentralbank gibt einen Mindestzinssatz und die gesamte Kreditmenge vor. Banken geben ihre Gebote ab, wie viel Geld sie brauchen und nennen auch einen Zinssatz, den sie bereit sind zu zahlen.

Die Zuteilung der Kredite: Gebote mit dem höchsten Zinssatz werden voll bedient. Dann die zweithöchsten usw. Gebote nahe dem Mindestzinssatz werden nur noch anteilig berücksichtigt: Auf sie wird nur mehr das Volumen verteilt, dass nach den höchsten Geboten übrig ist.

Realer vs. nomineller Welchselkurs

Wie bei der Inflation kann man auch beim Wechselkurs zwischen einem nominellen und einem realen unterscheiden. Der nominelle ist der relative Preis einer Währung - also jener, zu dem Währungen auch notieren. Ein Euro ist zum Beispiel derzeit nominell 1,38 Dollar wert. Der reale Wechselkur ist hingegen jener, zu dem man ein Gut zwischen zwei Ländern "tauschen" kann. Ein Beispiel: Ein Auto kostet in Österreich 10.000 Euro. In Großbritannien kostet das gleiche Auto 8000 Pfund. Der nominelle Wechselkurs des Pfund liegt bei 0,87 Euro, man rechnet also: 0,87*10000/8000 = 1,0875. Das bedeutet, dass man um das gleiche Geld in Großbritannien 1,0875 Autos bekommt.

Währungen waren einst gefesselt

Dass die werte von Währungen relativ frei schwanken, war nicht immer der Fall. So war zum Beispiel der Österreichische Schilling einst an die Deutsche Mark gekoppelt. Noch früher gab es den "Goldstandard", auch bekannt unter den Vereinbarungen von Bretton Woods, einem Ort in den USA. Dort wurde 1944 fixiert, dass die Währungen von 44 Ländern einen festen Wechselkurs zum US-Dollar haben. Wobei fest bedeutet, dass die Zentralbanken durch Devisenkäufe- bzw. Verkäufe die jeweiligen Kurse ihrer Währungen zum Dollar stabil halten mussten. Gleichzeitig verpflichtete sich die USA, Dollar jederzeit gegen Gold zu tauschen - und zwar zum aus heutiger Sicht fast lustigen Preis von 35 Dollar je Feinunze. 

Richard Nixon ließ den Dollar 1971 frei

Ein Kernproblem war aber die Abhängigkeit von der Konjunktur in den USA: Solange die USA Überschüsse im Außenhandel erzielten, arbeitete das System gut - denn der Dollar war international knapp. Erhöhte sich aber die Dollarmenge, so dank das Vertrauen in die Währung. Das Phänomen ist als "Triffin-Dilemma", benannt nach Robert Triffin, bekannt.  Außerdem kamen die USA in eine missliche Lage: 1969 wollte Frankreich seine Dollarreserven in Gold einlösen - die USA waren jedoch nicht in der Lage, diesen vertraglichen Pflichten nachzukommen. Somit entsprach der US-Dollar nicht mehr dem Wert, welcher im Bretton-Woods-Abkommen fixiert worden war. Am 15. August 1971 schließlich verkündete der damalige US-Präsident Richard Nixon das Ende der Verpflichtung, Dollar in jeder Menge zu einem festen Kurs gegen Gold zu tauschen.

Seigniorage dank Petrodollar

Der US-Dollar ist aber nach wie vor die dominante Leitwährung. Das liegt nicht nur an der wirtschaftlichen Bedeutung der USA an sich, sondern auch am "Petrodollar": Weltweit wird Erdöl hauptsächlich in US-Dollar abgerechnet. Das beschert den USA satte "Seigniorage"-Einnahmen. Das sind die Nettoerträge der Notenbank, die durch die Ausgabe von Geld entstehen - nämlich die Kosten für alle anderen, Geld der Zentralbank zu halten.

(ebl)

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