Arsen, Blei, Cadmium und Chrom, aber auch Quecksilber könnten im ausgetretenen Rotschlamm enthalten sein. Wie weitreichend die Folgen sind, ist von der Konzentration der Stoffe abhängig.
Vier Umweltgifte werden im Zusammenhang mit der Giftschlamm-Katastrophe in Ungarn immer wieder genannt: Arsen, Blei, Cadmium und Chrom. Auch Quecksilber könnte im ausgetretenen Rotschlamm enthalten sein. "Langfristig problematisch ist die Kontamination der Umwelt (Boden, Wasser, Anreicherung in der Nahrungskette) mit Schwermetallen", erklärte das österreichische Umweltbundesamt (UBA).
Wie weitreichend die Folgen sind, sei abhängig von der Konzentration der Stoffe bzw. vom Ausmaß der Verschmutzung: "Wir kennen die lokalen Gegebenheiten nicht und können daher auch die konkrete Belastung nicht beurteilen", schränkten die Experten ein. Generell sei Rotschlamm stark alkalisch, das heißt für Pflanzen und Tiere akut toxisch, und führe bei Hautkontakt zu Verätzungen.
- ARSEN wird in der Nahrungskette angereichert; das Schwermetall selbst ist ungiftig, wird aber in Wasser und Körperflüssigkeiten leicht zu arseniger Säure oxidiert, die hochgiftig ist.
Bei einer Belastung von mehr als 50 Mikrogramm pro Liter Trinkwasser ist langfristig mit Gesundheitsschäden zu rechnen. Ab 0,1 Milligramm Arsen pro Kubikmeter Atemluft wurden Reizeffekte beobachtet, bei chronischer Exposition werden Schleimhäute und Atemwege geschädigt
- BLEI hat ein geringes akutes Vergiftungsrisiko, bei Aufnahme kleiner Mengen über einen längeren Zeitraum kommt es aber zu chronischen Vergiftungen; das Schwermetall und seine Verbindungen zählen daher zu den starken Umweltgiften.
Typische Krankheitsbilder einer chronischen Vergiftung sind Nierenschäden und Muskelschwäche. Vor allem bei Kindern wurden Beeinträchtigungen des Zentralnervensystems, verminderte Intelligenz, Verhaltensauffälligkeiten und Lernstörungen mit Bleibelastung in Zusammenhang gebracht.
- CADMIUM ist für Menschen bereits in sehr geringen Konzentrationen giftig; Hauptquellen sind Nahrungsmittel und Trinkwasser sowie Zigarettenrauch. Leber, Nieren und Muskulatur speichern das Schwermetall bis zu mehreren Jahrzehnten (Halbwertszeit zehn bis 35 Jahre).
Akut äußert sich eine Cadmium-Vergiftung durch Einatmen in Husten, Kopfschmerz, Fieber, Lungenödeme oder Pneumonitis können sich entwickeln. Bei oraler Aufnahme wurden Übelkeit und Durchfälle beobachtet. Bei chronischer Belastung tritt laut UBA vor einer Vergiftung Blutarmut auf. Weiters drohen u.a. Knochenerweichung, Nierenschäden und Atemwegserkrankungen.
- CHROM wird vom Menschen vor allem über die Lungen (70 Prozent) aufgenommen und in Nieren, Leber und Gehirn gespeichert.
Akut kann die Inhalation von mehr als zwei Mikrogramm pro Kubikmeter Luft über mehrere Stunden zu Geschwürbildung der Nasenscheidewand, Bronchitis, Staublunge und Asthma führen. Die chronische Exposition kann zu Bindehautentzündung, Bronchitis, Gastritis, Magen-/Darmstörungen führen und allergieauslösend wirken.
Keine Deponie in Österreich
In Österreich gibt es laut UBA es keine aktive Rotschlammdeponie. Auch unter den als verdächtig eingestuften Flächen, die untersucht werden sollen, und den bereits ausgewiesenen Altlasten finde sich kein Hinweis auf derart verseuchten Standort, sagte Sprecherin Ingeborg Zechmann.
(APA/red.)