Berufspilot

Die Faszination des Fliegens

Pilotenausbildung
PilotenausbildungAviation Academy Austria GmbH
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Strenge Selektion und teure Ausbildung führen zum begehrten Job.

Rund 130 Jahre ist es her, seit Otto Lilienthal mit Flügeln aus Stoff und Holz die ersten Gleitflüge absolvierte. An Faszination hat das Fliegen wenig verloren, auch wenn aus den Flügeln Luftfahrzeuge geworden sind. Pilot steht daher bei vielen auf der Liste der Traumberufe ganz oben. Mit Matura, guten Englischkenntnissen, Unbescholtenheit und einem Gesundheitszeugnis eines Aero Medical Centers hat man gute Chancen. „Teamfähigkeit, Konfliktlösungspotenzial und Kommunikationsstärke sollte man ebenfalls mitbringen“, sagt Andreas Strobl, Vizepräsident der Austrian Cockpit Association (ACA), der unabhängigen österreichische Interessenvertretung für Verkehrspiloten.

Drei Wege gibt es, um nach der Ausbildung ein Flugzeug berufsmäßig steuern zu können. „Der eine ist, bei einer Airline nachzufragen, ob es Ausschreibungen zur Pilotenausbildung gibt“, sagt Strobl. Der andere führt über eine Flugschule. Beim Bundesheer kann man sich zum Militärpiloten ausbilden lassen. Strobl rät, den Weg über eine Airline zu wählen. „Eine Ausbildung kostet zwischen 60.000 und 80.000 Euro. Die Airline streckt diese Summe vor. Hat man nach der Ausbildung den Dienstvertrag in der Tasche, zahlt man einen Anteil zurück“, sagt Strobl. In einer Flugschule müsse man selbst für die Ausbildung zahlen. „Die meisten müssen einen Kredit aufnehmen – und das ohne fixe Jobzusage“, sagt Strobl.

990 Stunden Lernen

Einfach ist es nicht: Schon beim Aufnahmeverfahren von Airlines und Flugschulen scheiden 30 bis 40 Prozent der Bewerber aus, sagen Oliver Karall, Geschäftsführer der Aviation Academy Austria, sowie sein Salesmanager, Benedikt Kerth. Einer der häufigsten Gründe dafür seien Probleme beim Kopfrechnen. „Spannend ist, dass Burschen da besonders schlecht abschneiden, sagt Karall, der sich mehr Frauen in den Cockpits wünscht. „Sie sollten es sich zutrauen, können tun sie es.“ Die Ausbildung selbst dauert eineinhalb bis zwei Jahre, entweder „integriert“ oder „modular“. Bei der modularen Methode werden einzelne Lizenzen (von der Privatpilotenlizenz bis zur Instrumentenflugberechtigung) nacheinander erworben, bei der integrierten als Gesamtpaket. „Wir bieten die integrierte Ausbildung an“, erklärt Kerth. 750 Stunden Theorie müssen dafür absolviert werden: neben Luftfahrzeugkenntnissen auch Navigation, Luftrecht, Meteorologie, Aerodynamik, Flugplanung und Sprachfunkverkehr. „Für die Theorieprüfung müssen die Antworten zu 16.000 Fragen gelernt werden“, erzählt Karall. Dazu kommt ein praktischer Teil mit 240 Stunden – davon 160 Stunden in einem Flugzeug, der Rest am Simulator.

Ein wenig anders sieht es damit bei der Ausbildung für Hubschrauberpiloten aus. „Um Berufspilot zu werden, muss man 350 Theorie- und 135 Praxisstunden absolvieren“, sagt Wolfgang Pitterle, Geschäftsführer von Heli-Line.

Die Berufsaussichten bezeichnet er als „sehr gut“, Bedarfsflugunternehmen würden dringend Piloten suchen, weiß Pitterle. Dasselbe gelte für Frachtflugunternehmen. Karall ist auch für den Passagierbereich optimistisch: „Ich kenne die Luftfahrt seit 25 Jahren. Es gibt nur Vollgas oder Vollbremsung. Letztere hatten wir 2020, jetzt geht es wieder Richtung Vollgas.“ ACA-Vizepräsident Strobl ist weniger optimistisch: „Durch die Insolvenzen diverser Fluglinien ist der Markt mit Piloten überschwemmt.“ Dazu komme, dass Billigfluglinien zunehmend auf fixe Anstellungen verzichten und Piloten als Selbstständige arbeiten. „Manche werden nur nach geflogenen Stunden bezahlt“, erzählt Strobl. Es gäbe auch Fälle, in denen junge Piloten gar keine Bezahlung erhielten. „Im Gegenteil: Sie zahlen der Airline etwas, um deren Flugzeuge fliegen zu dürfen, weil sie Flugstunden brauchen.“

auf einen Blick

Drei Wege führen zum Berufspiloten: Ausbildung bei einer Fluglinie, bei einer Flugschule oder beim Bundesheer – dort allerdings „nur“ zum Militärpiloten. Die Berufsaussichten sind je nach Sparte unterschiedlich, eine fixe Anstellung ist nicht mehr bei jeder Fluglinie üblich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.07.2021)

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