Der Patient scheint zu schlafen. Die erste Operation mit Äthernarkose erfolgte in den USA (Boston). Hier ein Foto von 1846/47.
Buch

Lazarett und Labor: Eine Medizingeschichte

Das fortschrittsgläubige und innovative 19. Jahrhundert gilt als das Goldene Zeitalter der Medizin. Was trieb die Ärzte an zu ihren Pionierleistungen? Ein neues Sachbuch liefert ein breites Panorama.

Es waren weltoffene, der Wissenschaft zugetane Ärzte, die das 19. Jahrhundert zu einer Goldenen Zeit der Medizin machten. Was immer sie antrieb, detektivische Neugier, Ruhmsucht, Konkurrenzdenken oder Mitgefühl mit dem Leid der Kranken, die Erfolge dieser Männer (Frauen durften damals in der Forschung noch keine Rolle spielen) waren so groß, dass zunehmend der Eindruck entstand: Die Menschheit konnte erlöst werden von den Heimsuchungen und Qualen, die ihnen Krankheiten seit jeher bereiteten. Schritt für Schritt wurden die weißen Flecken auf der Landkarte der medizinischen Möglichkeiten kleiner.

Die Pionierleistungen bei der Bekämpfung von Infektionen etwa führten zu einem Umdenken über das Verhältnis der Menschen zu den Bedrohungen. Indem die Ursachen der Krankheiten erklärbar wurden, veränderte sich das gesamte Weltbild: Der massenhafte Tod etwa durch Epidemien wurde nicht mehr als Geißel Gottes angesehen, als Konsequenz sündhaften individuellen oder kollektiven Fehlverhaltens. Das führte zu einer Entmoralisierung des gesamten medizinischen Weltverständnisses – erstmals in der Geschichte.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.