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Wenn das Schindluder vom Regen in die Traufe kommt

Was Regen ist, darf als bekannt vorausgesetzt werden.
Was Regen ist, darf als bekannt vorausgesetzt werden.Imago
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Haben Sie sich jemals gefragt, was hinter einem Schindluder steckt? Und was genau ist eine Traufe?

Was Regen ist, darf als bekannt vorausgesetzt werden. Doch so mancher, der die Redewendung „vom Regen in die Traufe“ verwendet, wird bei der Erklärung des zweiten Teils seine Schwierigkeiten bekommen. Für diesen Fall hier eine kleine Hilfe: Gemeint ist die untere Kante des Daches, aber im übertragenen Sinn auch das Regenwasser, das aus der Dachrinne abfließt. Und zu Zeiten, als Regenrinnen noch nicht so verbreitet waren, konnte es halt passieren, dass man beim Unterstellen das gesamte Wasser von der Traufe über den Schädel bekam. Wie Sie sicher schon vermutet haben, ist das Wort über das mittelhochdeutsche trouf auch mit dem Tröpfeln verwandt, auch das Triefen hängt damit zusammen. Falls es also wieder einmal heftig regnen sollte und Sie in triefend nasser Kleidung unter der Traufe stehen, können Sie ja an mich denken.

Gerne verwendet wird auch die Redewendung, dass mit etwas Schindluder getrieben wird. Das Luder dürfte bekannt sein – hier handelte es sich ursprünglich um eine Lockspeise für die Jagd. Der Falkner hielt dem Falken etwa ein Stück Aas hin, später wurde der Begriff in der Jagd für Köder verwendet. Im Mittelhochdeutschen wurde daraus ein derbes Schimpfwort, das man auch heute noch gelegentlich kennt, oft mit der übertragenen Bedeutung der geschlechtlichen Verführung.

Schinden wiederum ist abgeleitet vom frühneuhochdeutschen Schint – Obstschale, das später auch für Haut verwendet wurde (siehe auch skin im Englischen). Das Verb schinden wurde dann auch für das Abhäuten von Tieren verwendet, später im übertragenen Sinn auch für Quälen und Ausbeuten. Schindluder als Schimpfwort bezeichnet also quasi jemanden, der schändlich oder nichtswürdig behandelt wird. Aber keine Angst, mit Ihnen wird nicht gleich Schindluder getrieben, nur weil Sie einmal triefend unter der Traufe stehen.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

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