Pizzicato

Große Open-Air-Oper

In der Arena von Wembley kommt eine große Open-Air-Oper zur Aufführung: Die Squadra Azzurra in der Regie von Roberto Mancini tritt gegen die Furia Roja unter Anleitung von Luis Enrique an.

Beide sind Anhänger des Regietheaters und der fulminanten Offensive. Italien legt das Semifinale furioso gegen die filigranen Tiki-Taka-Artisten aus Spanien wie eine Verdi-Oper an, mit großer Emotion, Pauken und Trompeten sowie retardierenden Momenten.

Ein Höhepunkt im Viertelfinale gegen Belgiens „Rote Teufel“ war der Bruderkuss zwischen Tormann Gigi Donnarumma und Leonardo Spinazzola, dem fliegenden Linksaußen, dessen Oberschenkel ein Gegentor vereitelt hatte und der später unter Tränen verletzt vom Platz getragen wurde. Ein Tiefpunkt dagegen die nach Abpfiff zur Schau gestellte Unterhosenkollektion. Dabei besorgte Giorgio Armani die Ausstattung für den Trainerstab um Mancini, den Commissario tecnico: schlicht, klassisch, zeitlos elegant.

Zur Einstimmung schmettern die Fratelli d'Italia aus voller Kehle die Nationalhymne, als stünden sie in der Arena von Verona. Als Bariton gibt Giorgio Chiellini den Ton des Chors an. Für Soli und Arien sind die drei Tenöre zuständig: Lorenzo Insigne, Ciro Immobile, Federico Chiesa. Wobei Insigne zu Balletteinlagen neigt und Immobile mitunter den sterbenden Schwan markiert. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.07.2021)

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