Herbst/Winter 21/22

Haute Couture mit allen Sinnen

(c) ALDOCASTOLDI
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Nach eineinhalb Jahren finden auch die Couture-Schauen in Paris zum Teil wieder live vor Publikum statt. Eine Rundumschau.

Unter der Coronavirus-Pandemie samt Social-Distancing hatte vor allem die Haute Couture sehr zu leiden. Wie kann man die hohe Schneidereikunst, die Fingerfertigkeit der Kunsthandwerker und die Hunderten, wenn nicht Tausenden Arbeitsschritte auf einem Bildschirm abbilden? Nach Februar 2020 fand die Haute Couture nun wieder zu ihrer klassischen Präsentationsform auf dem Laufsteg samt Publikum statt.

Fendi Couture

Fendi Couture
Fendi Couture(c) ALDOCASTOLDI

In seiner zweiten Kollektion für Fendi hat Kim Jones den römischen Haute-Couture-Traum zum Leben erweckt. Seine Kleider erinnern an zarte Statuen, Cornely-Stickereien und Kristallperlen verklären die Vergangenheit. Begleitet wurden die Entwürfe von einem emotionalen Film, in dem frühere Supermodels wie Kate Moss, Christy Turlington und Amber Valletta zu Max Richters Klängen durch ein römisches Theater schweben.

Giorgio Armani Privé

Glänze, strahle - „shine“, sagt die neue Kollektion von Giorgio Armani Privé. Schwerelose Kleider aus Satin und Seide in ungewöhnlichen Farben, wie Jadegrün, Mauve oder Rosa, sind im Rahmen der Haute Couture-Schauen durch die Räume der italienischen Botschaft in Paris geschwebt. Die Konstruktionen sind teilweise ungewohnt, aber immer sehr weiblich.

Giorgio Armani Privé

Balenciaga

Leichtigkeit war hier keine zu finden. Chefdesigner Demna Gvasalia hat in Paris seine erste Haute-Couture-Kollektion für Balenciaga abgeliefert und erwartetes Staunen hinterlassen. Bis auf wenige Entwürfe, die dem ursprünglichen Hausherrn Cristobal Balenciaga Tribut zollten, verwandelte er den Laufsteg in einen Altar. Extreme Ernsthaftigkeit in geschlechtsloser Form begleitet seine Kollektion.

Balenciaga

Gaultier

Mit der Zusammenarbeit von Jean Paul Gaultier und Maison Sacai hat eine neue Ära begonnen, ab sofort wird jede Saison ein neuer Designer Gaultiers Codes verwandeln. Der Designer selbst hat sich 2020 offiziell aus der Modewelt zurückgezogen. Seine Marke soll nun über Kollaborationen weiterleben. Die Japanerin Chitose Abe machte nun den Anfang. Sie setzte auf avantgardistische Weiterentwicklungen bekannter Ideen. Abes Entwürfe blieben aber nicht frei von Kritik.

(c) Filippo Fior/IMAXTREE.COM

Christian Dior Haute Couture

Auch Designerin Maria Grazia Chiuri war froh darüber, ihre Kollektion wieder analog präsentieren zu können. Die letzte Haute-Couture-Schau vor Publikum fand im Februar 2020 statt. Über einen Modefilm könne man zwar Emotionen transportieren, es sei jedoch schwieriger Material, Stickereien und Material zu erklären, meint sie. Nun konnten Einkäufer, Journalisten und Kunden in realen Kollektionsvorschauen die Stücke wieder mit all ihren Sinnen entdecken.

Chiuri widmete ihre Kollektion der physischen Verbindung von Mensch und Textil, ausgehend von der Handspinnerei. Deshalb lag der Fokus der Kollektion auf Strickwaren.

Strick war in der Kollektion ein großes Thema.
Strick war in der Kollektion ein großes Thema. Christian Dior

Chanel

Im Innenhof des Pariser Modemuseums Palais Galliera fand die Haute-Couture-Schau von Chanel statt. Im Modemuseum findet passenderweise gerade die Ausstellung "Gabrielle Chanel: Fashion Manifesto" statt.

Inspiriert wurde Virginie Viard von Bildern, die Coco Chanel in den 30er Jahren zeigen. Auf diesen hat sie Kleider im Stil der 1880er-Jahre an, was Viard wiederum zum Anlass nahm, Tableaux-Gemälde von Künstlern wie Édouard Manet oder Berthe Morisot zu studieren.

Schauspielerin und Chanel-Botschafterin Margaret Qualley fungierte als Couture-Braut und warf zum Abschluss der Show auch den Brautstrauß ins Publikum. Die 26-Jährige war auch im begleitenden Modefilm, für den Sofia und Roman Coppol verantwortlich zeichnen, zu sehen.

Schauspielerin Margaret Qualley fungierte als Braut.
Schauspielerin Margaret Qualley fungierte als Braut. Chanel

Schiaparelli

Der in Texas geborene Designer Daniel Roseberry gilt als jemand, der gerne Risiken eingeht. Mit seiner Couture-Winterkollektion wollte er nicht nur Elsa Schiaparellis Werk Tribut zollen, sondern der traditionsreichen Couturewelt auch neues Leben einhauchen.

Während in der Sommerkollektion Schmuck noch eine große Rolle spielte, wird dieser nun durch kunstvolle Verzierungen, vor allem auf Jacken, neu interpretiert. Auch das Coronavirus hat seine Spuren hinterlassen, etwa in Form eine Halskette in Lungenform.

Üppig und voll ungewöhnlicher Details zeigte sich die Kollektion von Daniel Roseberry.
Üppig und voll ungewöhnlicher Details zeigte sich die Kollektion von Daniel Roseberry. Schiaparelli

Giambattista Valli

Um Gegensätze ging es in der Kollektion von Giambattista Valli. Die märchenhaften Kleider wurden etwa in den Räumlichkeiten der ehemaligen kommunistischen Partei in Paris präsentiert, die architektonisch dem Brutalismus zuzuordnen ist. Und auch in den Entwürfen findet sich zwischen den pastellfarbenen Kleidern immer wieder schwarze Ensembles.

Alaïa

Mit Spannung wurde die Debütkollektion des belgischen Designers Pieter Mulier erwartet, der viele Jahre mit Raf Simons zusammenarbeitete, aber noch nie ein eigenes Modelabel leitete.  Die neue Kollektion wurde in einer Straße im Pariser Stadtviertel Marais, in der Gründer Azzedine Alaïa lebte, präsentiert. Der Designer verzichtete auf die Archive von
Alaïa und ließ sich von seinen eigenen Erinnerungen inspirieren.

(chrile)

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