Rettungsprogramm für Bienen

Hummel
Hummel(c) dpa/Uwe Anspach (Uwe Anspach)
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Imker, Kleinbauern und Umweltschützer fordern, ein Bündel von Maßnahmen umzusetzen, um die Landwirtschaft „bestäuberfreundlicher“ zu machen.

Die gute Nachricht: In Österreich gibt es deutlich mehr Bienenarten als etwa in Deutschland. Die schlechte Nachricht: Das liegt nicht daran, dass die Lebenswelt der Bienen hierzulande besser ist. „Die Ursache für das Mehr an Arten liegt darin, dass es in Österreich mehr Vegetationszonen gibt“, erläutert Sophie Kratschmer, Wildbienenforscherin an der Universität für Bodenkultur in Wien und Gründungsmitglied des österreichischen Wildbienenrats. Das ist kein Verdienst und Ergebnis von gestaltenden Maßnahmen, sondern schlicht topographische Gegebenheit.

Auch wenn in Deutschland 500 und in Österreich 700 Bienen-Arten gezählt werden, so ist da wie dort ein klarer Trend erkennbar: Die Zahl der Arten nimmt ab – allein in Österreich sind fünf Prozent, also 35 hierzulande heimisch gewesene Arten, in den vergangenen 50 Jahren nicht mehr nachgewiesen worden. Vor allem aber die Dichte der einzelnen Populationen verringert sich: In Deutschland zeigt ein Vergleich zwischen 2008 und 2017, dass die Menge der Insekten in Freifläche um 67 % abgenommen hat (in Waldgebieten um 41 %).

Für die meisten Bienen spielt die ausgeprägte Hitze der vergangenen Wochen kaum eine Rolle (mit Ausnahme der 45 Hummel-Arten), eher noch ein feuchter Frühling. Von gewichtiger Bedeutung sind allerdings die konkreten Umstände des Lebensraums – der Wiesen.

Mehr hochwertige Blühflächen

Hier geht’s ins Detail und diese konkreten Vorstellungen haben am Dienstag der österreichische Wildbienenrat, „Biene Österreich“, die Berg- und Kleinbäuerinnen Vereinigung (ÖBV) und die Umweltorganisation Global 2000 präsentiert. Sie fordern, dass vielfältige und qualitativ hochwertige Blühflächen geschaffen, der Einsatz von Pestiziden während der Flugzeiten von Bienen gestoppt, insgesamt deutlich reduziert und Schulungsprogramme gestartet werden, um das Wissen über bienenfreundliche Landwirtschaft zu verbreiten.

Wie konkret? Christian Boigenzahn, Geschäftsführer der „Biene Österreich“, hat ein Maßnahmenbündel geschnürt, das als ein Teil von Öpul (Österreichisches Programm zur Förderung einer umweltgerechten, extensiven und den natürlichen Lebensraum schützenden Landwirtschaft) umgesetzt werden soll. „Wir brauchen verpflichtende Maßnahmen und optionale, um sicherzustellen, dass es den Bestäubern besser geht.“ Das entscheide sich sowohl auf den Grün-, als auch auf den Ackerflächen, die jeweils etwa ein Viertel der Landesfläche ausmachen.

Wichtig ist dabei zunächst einmal die Mähtechnik – und zwar weniger die Art des Mähens selbst, sondern des Einsatzes von „Mähaufbereitern“ – eines Geräts, das die Halme knickt und quetscht (um das Trocknen zu beschleunigen) - und dabei gleich auch viele Bienen tötet. Außerdem solle finanziell gestützt werden, wenn der Einsatz Chemie, insbesondere der von Insektiziden zurückgefahren werde. Boigenzahn: „Wir mussten das Rad nicht komplett neu erfinden, es gibt in den ,Öpul 2023'-Entwürfen einige Ansätze in diese Richtung, aber sie müssen attraktiv genug ausgestalten sein."

„Verdoppelung auf den ersten 20 ha Fläche"

Außer den verpflichtendengebe es noch eine Reihe von optionalen Maßnahmen, etwa den „abgestuften Wiesenbau“, also ein Zurückfahren der Bewirtschaftungsintensität auf etragsärmeren Flächen, Ansaat von ökologisch wertvollen Blühflächen, Verzicht auf Glyphosat, Schaffung von Randstreifen und Förderung der biologischen Bienenhaltung.

Daniela Kohler, Bergbäuerin aus Vorarlberg und Vorstandsmitglied der ÖBV: „Wir Bäuerinnen und Bauern sind uns sehr bewusst, dass wir die Ernte, die wir jeden Herbst nach Hause führen, zu einem großen Teil der Leistung von Bienen, Hummeln und Schmetterlingen verdanken. Aber werden unsere Kinder und Enkelkinder diese Leistung auch noch in Anspruch nehmen können, so wie wir heute? Damit die Antwort „Ja“ lauten kann, müssen wir was tun.“ Und diese Leistungen müssten abgegolten werden. Einer der zentralen Punkte dabei sei: Verdoppelung der Flächenprämie auf den ersten 20 Hektar Fläche.

>> Die vorgeschlagenen Maßnahmen im Detail

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