Ein Covid-Cluster als Denkzettel für das Parlament

FPÖ-Fraktionsführer Christian Hafenecker wurde positiv getestet.
FPÖ-Fraktionsführer Christian Hafenecker wurde positiv getestet.(c) imago images/SEPA.Media (Martin Juen via www.imago-images.de)
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Eine Pandemie ist keine demokratische Entscheidung. Das wurde nun auch wieder dem Parlament bewusst gemacht, das seinen U-Ausschuss mit einem Covid-Cluster beendete.

Wäre es nicht so tragisch, müsste man fast lachen. Monatelang war der U-Ausschuss aufgrund der drohenden Corona-Pandemie (und im Fall der hier schreibenden Autorin aufgrund von maskenlosen FPÖ-Politikern) nur von wenigen Journalisten besucht. Am letzten wichtigen Befragungstag kamen dann aber doch wieder fast alle. Immerhin sollte der Kanzler gegrillt werden, wer will sich das schon entgehen lassen.

Das Wetter war heiß, die Inzidenz im einstelligen Bereich, die Maskenpflicht im U-Ausschuss quasi gefallen und im Hof erzählten sich alle von ihren Impfungen. Die FPÖ-Abgeordneten freilich nicht. Es passt nicht ins politische Konzept, geimpft zu sein. Aber ein „G“ habe man, witzelten auch sie. Man müsse derzeit auch ein riesen Pech haben, wenn man sich ansteckt, sagten sie. Alle nickten zustimmend. Wahrscheinlichkeit eher gegen Null gehend.

Von null auf vier

Am nächsten Tag verging dem FPÖ-Fraktionsführer Christian Hafenecker das Lachen. Denn er war zwar mit gültigem PCR-Test zur Befragung erschienen, hatte aber sein Gurgeltestergebis von Donnerstag erst Freitag erhalten. Und das fiel unangenehm positiv aus.

Es dauerte bis Montag, bis sich das herumgesprochen hatte. Der Kanzler sagte seine Termine ab, die Abgeordneten begaben sich in Quarantäne - und auch die Journalisten zitterten. Weitere sechs Infizierte konnten ausgemacht werden.  Neos-Fraktionsführerin Stephanie Krisper. Zwei bei den Grünen, darunter der Abgeordnete David Stögmüller. Ein Mitarbeiter der SPÖ. Alle Infizierten waren mindestens ein Mal geimpft, manche zwei Mal. Nach „Presse"-Informationen haben sie derzeit einen leichten Verlauf. Ob sie andere angesteckt haben, die sich nicht schützen können (wie zum Beispiel ihre Kinder), wird sich erst weisen. Und auch mindestens zwei Journalisten dürfte es erwischt haben, die auch nach Ende der Befragung mit den Parlamentariern bei einem Umtrunk waren.

Die ÖVP war als einzige Fraktion nicht eingeladen und beschwerte sich am nächsten Tag bitter über die Veranstaltung. Gegenveranstaltung folgte übrigens postwendend. Die Klubs von Grünen und ÖVP trafen sich mit rund 100 Personen inklusive Kanzler und Vize in Stammersdorf zum Weintrinken. Freilich alle doppelt getestet und unter freiem Himmel, hieß es.

Der U-Ausschuss endet also mit einem Cluster. Es soll die Politik mahnen, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist und dass man sie über den Sommer nicht vergessen darf. Dass „getestet" weniger Sicherheit bietet, als einem lieb ist. Dass auch eine Impfung nicht hundertprozentig schützt. Dass man dringend beginnen sollte, zu kommunizieren, dass auch Geimpfte wieder vermehrt testen sollten. Dass man Unternehmen weiter zu Vorsicht mahnen sollte. Und vor allem, dass eine Pandemie nichts mit Demokratie zu tun hat. Sie lässt sich eben nicht einfach abschaffen, auch wenn wohl selten ein derart einstimmiger Beschluss gefällt würde.

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