Die EU-Kommission legt Standards für klimafreundliche Anleihen fest. Die Ziele: Geld für den Green Deal – und ein liquider Euro-Finanzmarkt.
Brüssel/Wien. Die Herausforderung als gigantisch zu beschreiben ist fast schon eine Untertreibung: Bis zum Ende dieses Jahrzehnts müssen pro Jahr 350 Mrd. Euro investiert werden, damit die EU die Chance hat, ihr selbst gestecktes Klimaziel 2030 zu erreichen – nämlich die Senkung des unionsweiten CO2-Ausstoßes auf 45 Prozent des Niveaus von 1990. Der größte Hebel, der den europäischen Institutionen zur Verfügung steht, ist der Green Deal, der eine mittel- bis längerfristige Ökologisierung der europäischen Volkswirtschaften ermöglichen soll, damit die EU zur Halbzeit des 21. Jahrhunderts CO2-neutral ist. Doch parallel zu den großen regulatorischen Würfen und den Milliardenbeträgen, die per EU-Haushalt und Post-Corona-Wiederaufbauprogramm bewegt werden, ist auch das Engagement privater Investoren gefragt.
An dieser Stelle kommen die sogenannten Europäischen Grünen Bonds (EGB) ins Spiel. Am gestrigen Dienstag stellte die EU-Kommission ihren Entwurf für standardisierte klimafreundliche Anleihen vor. Die Hoffnung der Brüsseler Behörde: Sobald der Vorschlag von den Co-Legislatoren (EU-Parlament und Rat) angenommen wird, wäre mit einem Schlag ein „Goldstandard“ für derartige Wertpapiere etabliert. Ein Kommissionsvertreter war Dienstagnachmittag etwas direkter: „Es ist ganz simpel – wir wollen an möglichst viel Geld rankommen.“ Denn angesichts der benötigten Geldbeträge sei die Hoffnung illusorisch, dass sich der Kampf gegen die Erwärmung ausschließlich staatlich finanzieren lasse.