Die Versessenheit auf Glas und Transparenz bringt uns sinnlos ins Schwitzen und raubt die Privatsphäre. Ein Lob des Schattens und der Höhle.
Es ist heiß. Es wird immer heißer. Wir schwitzen in rundum verglasten Bürohochhäusern. Wir zerfließen unter Schrägfenstern in studentischen Dachausbauten, die sich nun wie eine Sauna aufheizen. Wir stöhnen in zeitgemäß schicken Wohnungen mit Panoramafenstern, die den Nachbarn gegenüber unser Privatleben am sommerlichen Siedepunkt auch noch als Realityshow ohne Streaming-Abo präsentieren.
Wir schalten die Klimaanlage auf volle Touren. Doch dann lesen wir, bestürzt und verschwommen durch die transpirationsbedingt feuchten Augen: Die rettenden Geräte machen alles noch schlimmer. Sie geben die angesaugte Wärme nach außen ab, verwandeln die Stadt in eine subtropische Hitzeinsel und befeuern den Klimawandel. In Tagen wie diesen besonders unbeliebt: die auszementierte Fußgängerzone, wo zu viel Speichermasse wie ein Kachelofen wirkt. Der einzige oberirdische Ort, wo es sich in Wien jetzt noch menschen- und klimagerecht leben lässt, sind die ansonsten sehr uncoolen Flaktürme – hinter ihren massiven Mauern hat es selbst im August wohlige 17 Grad.