Nestroy-Spiele Schwechat

„Hilfe, ich wurde gefellnert!“

(c) © barbara palffy
  • Drucken

Ein unbekanntes Stück des Possendichters gekonnt und unaufdringlich modernisiert – mit Anspielungen auf Kurz, Dagi, Fellner und viele mehr.

Die falsche Blondine schreit los, als sich der Sohn des Hauses ihr unsittlich nähert: „Hilfe, ich wurde gefellnert.“ Auch von „SMS an den Kanzler vom Schwanzier“, die besser hätten gelöscht werden sollen, oder von bei der Impfung eingesetzten Chips wird gesungen.

Bei den Nestroy-Spielen Schwechat hat man das unbekannte Stück „Charivari“ ausgegraben. Das originale Verwirrspiel allein wäre noch nicht den Ausflug in den Innenhof von Schloss Rothmühle wert. Doch wäre es ein falsches Verständnis von Nestroy, würden nicht – mit großem Respekt für den Possendichter – Anspielungen auf Aktualitäten eingebaut. Intendant und Regisseur Peter Gruber schafft diese Gratwanderung, der Posse ebenso gerecht zu werden wie dem Amüsierbedürfnis der Zuschauer.

Was nicht bei Nestroy steht

Doch erst zum Original: Katzenmusik, Durcheinander, Lärm, aber auch Schmuckkette am Männertrachtenanzug sowie eine französische Art des Kartoffelsalats – das alles seien Bedeutungen des Stücktitels, lernt man im Programmbuch. Und ein wahres Durcheinander wird in dieser 1850 uraufgeführten Posse, die nach der damaligen Premiere verschwand und nun modernisiert wurde, tatsächlich kreiert. Da will ein kapitalistisch denkender Witwer sein Mündel Marie mit seinem leiblichen Sohn verheiraten, damit ihr Vermögen in der Familie bleibt – was der eigentliche Verehrer Maries verhindern möchte. Unterstützung bekommt er dabei vom Mann der Köchin des Witwers, die ihrerseits von Arbeitgeber und Sohn verehrt wird, welche von ihrer Ehe nichts wissen. Ihr heimlicher Gatte – einst Nestroys Rolle – hat nicht nur allerhand Ideen, wie er durch seine Erfindungen die Welt verbessern könnte, sondern auch Einfälle, wie man das Mündel und seine eigene Frau vom Witwer schützen könnte.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.