Kunstlicht

Warum Danielle Spera das Jüdische Museum weiter leiten soll

Clemens Fabry
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Sippenhaftung und Häme Popularität gegenüber sollten Kulturpolitik nicht leiten. Sondern erfolgreiche, zeitgemäße Museumsarbeit.

Was Danielle Spera als Direktorin des Jüdischen Museums Wien nicht geschafft hat in den vergangenen zehn Jahren – das Haus als Kompetenzzentrum synagogaler Textilien des 18. Jahrhunderts zu positionieren. Damit war der einstige ZiB-Star auch nicht angetreten. Sie wollte ein jüdisches Museum für alle, nicht für für Experten, nicht exklusiv für die jüdische Gemeinde. Auch ohne jüdischen Hintergrund, trotz Ängstlichkeiten, trotz des Wissens um Schuld und Geschichte, sollten sich die Wiener hineinwagen.

Spera hat das auf kluge Weise geschafft, die jährlichen Besucherzahlen konnte sie verdoppeln (144.000), das Haus international zu einem Partner und Player machen. Jetzt aber scheint plötzlich nicht mehr sicher, ob sie diesen Weg zu Ende gehen kann. Im März schrieb die Wien Holding, zu der das JMW gehört, die Leitung neu aus, ungewöhnlich früh, läuft Speras Vertrag doch erst im Sommer 2022 aus. Natürlich hat Spera sich wieder beworben, daran ließ sie nie zweifeln. 63 ist heute kein Alter mehr. Und 20 Jahre erfolgreich ein Museum zu führen, stellt eine schwer einholbare Kompetenz dar. Siehe Klaus Albrecht Schröder in der Albertina. Siehe die gerade erst wiederbestellte Johanna Rachinger in der ONB. Das scheint auch vielen an einer Nachfolge Speras Interessierten klar gewesen zu sein – auf die bis Ende April laufende Ausschreibung dürften nicht viele, man hört fast niemand, reagiert haben.
Worauf die Frist um mehr als zwei Monate verlängert wurde. Nach vielen Telefonaten, wie man ebenfalls hört, sind jetzt 20 Bewerbungen eingegangen, davon elf Frauen, unter denen vor allem die Wiener Kulturstadträtin, die Wien Holding und die Israelische Kultusgemeinde aussuchen können.

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