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Gegenreden mit Sinn

Musst du immer gegenreden? Das ist ein häufiger Streitpunkt in Familie und Freundschaft.

So sehr das nörgelnde Nein Nahestehender natürlich nervt, so wichtig ist es im Diskurs gegen Diskriminierung. Counter-Speech heißt das einfache Prinzip.

Doch Antidiskriminierungs-Experten wissen, wie anstrengend das ist: Die Gegenredner fühlen sich ohnmächtig gegen die Masse an negativen Meldungen. Daher entwickelt das Ludwig-Boltzmann-Institut für Menschenrechte einen Algorithmus, der keine Erschöpfung kennt. Der „Counter-Bot“ soll auf Twitter Rassismus erkennen und durch simple Antworten die Gegenposition zur Diskriminierung einnehmen. Bei Leuten mit Hirn regt die Strategie zum Denken an, bei Leuten mit Empathie vielleicht sogar zum Umdenken. So könnte man derzeit darauf hinweisen, dass nicht alle Asylwerber und Ausländer aggressive Übeltäter sind, sondern zum Beispiel ein Syrer und ein Ungar heldenhaft in die Salzach gesprungen sind, um den großen Bruder des verunglückten Vierjährigen gerade noch zu retten.

Nur ein Problem hat der Counter-Bot noch: Ironie kann er schwer erkennen. Aber da tut sich auf sozialen Medien auch reale Intelligenz schwer. Somit ist es nicht nur für künstliche Intelligenz hilfreich, wenn sarkastische Tweets enden mit: „Irony off“. (vers)

Reaktionen an: veronika.schmidt@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.07.2021)

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