"Maßnahmen für Impfungsrate"

"Ruhe vor dem Sturm": Experten warnen vor vierter Welle

Nach dem Sommer wird eine vierte Welle erwartet
Nach dem Sommer wird eine vierte Welle erwartetAPA/HERBERT PFARRHOFER
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Offen bleibe der Zeitpunkt des Eintreffens und das Ausmaß der nächsten Welle. Die ansteckendere und wohl auch gefährlichere Delta-Variate ist mittlerweile dominant, heißt es.

Kommt die vierte Welle? So recht kann man sich dies, wo die Bevölkerung gerade dabei ist, sich an die Lockerungen zu gewöhnen, nicht vorstellen. Doch Experten der Ampel-Kommission und des Covid-Prognosekonsortiums orten eine „hohe Wahrscheinlichkeit“ für einen erneuten hohen Anstieg der Infektionszahlen. Lediglich der Zeitpunkt und das Ausmaß der vierten Welle ist noch offen.

Schuld daran ist die sich immer weiter ausbreitende Delta-Variante. Das Konsortium betonte, dass vorliegende Daten (vor allem aus Großbritannien) zeigen würden, dass "die Delta-Variante deutlich übertragbarer (transmissibler), als die bisher dominante Alpha-Variante (B.1.1.7) ist"“ - und zwar um etwa 50 Prozent. "Im Vereinigten Königreich ist die Delta-Variante derzeit mit einer Prävalenz von über 90 Prozent bereits dominant", hieß es.

„Ruhe vor dem Sturm"

Die Experten rechnen bereits im Juli mit ähnlichen Zahlen wie im Vereinigten Königreich. Dies sieht auch die Virologin Monika Redlberger-Fritz (MedUni Wien) so: "Das ist wahrscheinlich die Ruhe vor dem Sturm", sagte sie in der "ZiB2" des ORF am Donnerstagabend zur aktuellen Situation. Auch sie betonte die Notwendigkeit einer hohen Durchimpfung - denn in Großbritannien sehe man aktuell, dass zwar die Fallzahlen stark ansteigen, Dank der hohen Impfrate aber die Zahl der Hospitalisierungen nur "ganz, ganz langsam" mitziehe.

Sehr skeptisch zeigte sich die Expertin, was allfällige Großveranstaltungen wie etwa Musik-Festivals betrifft: Dies sei nur mit "äußerster Vorsicht" möglich, am besten wäre es weiterhin, möglichst Abstand zu halten.

Experten: Masken sollten bleiben

Klare Ablehnung kam für einen von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ins Spiel gebrachten Wegfall der Maskenpflicht in Handel oder Öffentlichen Verkehrsmitteln. "Ich bin eine sehr starke Befürworterin des Maskentragens."

Auch das Prognosekonsortium empfiehlt eine Wiedereinführung diverser Maßnahmen - abhängig von den Fallzahlen und den Belastungen des Gesundheitssystems. Die FFP2-Maskenpflicht sollte ab einem Schwellenwert einer Sieben-Tages-Inzidenz von 25 wieder eingeführt werden.

Bei steigenden Hospitalisierungen auf den Normalstationen wird auch die Wiedereinführung des "Social Distancing" angeraten, etwa die Wiedereinführung des Zwei-Meter-Abstandes. Im Fall eines kontinuierlichen Ansteigens der COVID-Patienten auf den Intensivstationen wird auch neuerlich ein "Lockdown light" in Betracht gezogen, u.a. mit erneuter Schließung von Freizeiteinrichtungen und Einschränkungen bei Zusammentreffen. Ein echter "Lockdown" wird nur bei einer Annäherung an eine "systemkritische" Auslastung der Intensivstationen empfohlen.

Davon scheint man aber weit entfernt: In den vergangenen zwei Wochen lag man mit rund 7 Fälle pro 100.000 Einwohner deutlich unter der Schwelle von 25. Diese war am 6. Juni unterschritten worden. Allerdings wurde in den letzten Tagen ein leichter Anstieg bei der Inzidenz verzeichnet. Am heutigen Freitag liegt sie etwas über 8.

Keine große Belastung im Sommer

Trotz der erwarteten raschen Zunahme der Delta-Variante mit Austausch der gegenwärtig dominierenden Alpha-Variante in Österreich rechnet das Konsortium auf Sicht nicht mit allzu großen Problemen: "Ein systemkritischer Belag in den Krankenanstalten ist im Sommer 2021 jedoch unwahrscheinlich.“ Die Covid-spezifische Belastung der Intensivstationen ist auf 2,2 Prozent gesunken und dürfte vorläufig weiter nach unten gehen. Die Durchimpfungsrate hat ein Niveau von 62 Prozent erreicht.

Die Experten des Konsortiums pochten auf ein rasches Erhöhen der Durchimpfungsrate, denn auch bei einer Durchimpfungsrate von 70 Prozent sei der Schwellwert der Herdenimmunität für die Delta-Variante noch nicht erreicht, insbesondere in der kälteren Jahreszeit. Selbst dann sei "davon auszugehen, dass es in Bevölkerungsgruppen mit geringer Durchimpfung zu größeren Clustern oder zur unkontrollierten Übertragung in diesen Bevölkerungsgruppen kommen kann".

Osten noch gelb-grün

Die Corona-Ampel erfuhr indes diese Woche kaum eine Farbänderung. Nur Vorarlberg rückte in die Grüne Zone, die sehr geringes Ansteckungsrisiko ausdrückt. Damit befinden sich bloß noch die drei östlichen Bundesländer Wien, Niederösterreich und Burgenland ebenso wie der Gesamtstaat in der gelb-grünen Zone, die für geringes Risiko steht.

(APA/red.)

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