Bergbauern

Konflikt um Wolfsabschüsse

Clemens Fabry
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Ministerin Köstinger will „Problemwölfe“ legal abschießen lassen.

Wien. Mit dem Idyll auf den heimischen Almen ist es vorbei. Seit sich dort der Wolf wieder vermehrt blicken lässt – bzw. mitunter blutige Spuren hinterlässt –, ist Nutztierhaltung auf Almwiesen mancherorts kaum möglich. Oder nur mit viel Aufwand.

Wölfe würden ganze Schafherden reißen, zerfleischte Tiere auf den Weiden hinterlassen, auch neugeborene Kälber verschwinden immer wieder, berichten Almbauern, beziehungsweise müssen sie mit großem Aufwand vor allem nachts geschützt werden. Auf der anderen Seite steht der strenge Artenschutz, Naturschützer fordern Anpassung, indem die Herden geschützt werden, statt die selten gewordenen Wildtiere wieder auszurotten, wie das manche mit illegalen Abschüssen umzusetzen versuchen.

Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) will nun, angesichts des wachsenden Drucks der Almbauern, legale Abschüsse ermöglichen. Schließlich hätten die rund 40 Wölfe, die es in Österreich geben soll, allein heuer schon knapp 300 Tiere, vor allem Schafe, gerissen. Vor allem Tirol und Salzburg sind stark betroffen, zunehmend auch die Steiermark und Kärnten.

Köstinger fordert eine „kontrollierte Entnahme“, also die Tötung von „Problemwölfen“. In Köstingers Büro verweist man darauf, dass einzelne Abschüsse rechtlich auch laut Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, also der Naturschutzrichtlinie der EU, möglich seien. Durch DNA-Proben ist nachweisbar, wenn derselbe Wolf für mehrere Risse verantwortlich ist.

Um eine leichtere „Entnahme“ von „Problemwölfen“ zu ermöglichen, hat der Tiroler Landtag am Donnerstagabend eine Änderung des Tiroler Almschutz- und Jagdgesetzes beschlossen. Konkret soll ein fünfköpfiges „Wolf-Bär-Luchs“-Kuratorium eingerichtet werden, das über den Umgang mit auffälligen Tieren entscheiden soll. Das Land will damit Abschüsse leichter möglich machen.

Naturschützer-Einspruch

Naturschützer sehen dafür kaum rechtliche Möglichkeiten. Dem WWF zufolge könnten Abschüsse nur als Einzelfallentscheidung und nur, wenn alle anderen Möglichkeiten zum Herdenschutz ausgeschöpft wurden, erlaubt werden. Köstinger will Verfahren beschleunigen. Es habe sich gezeigt, dass Bescheide unmittelbar beeinsprucht würden, Abschüsse seien „verunmöglicht“ worden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.07.2021)

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