Wissenschaftspreise

Zur Forschung ermutigen

Feierliche Preisverleihung im großen Saal der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Feierliche Preisverleihung im großen Saal der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.Reinhard Öhner/ÖAW
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Forschungs- und Fördergelder zu lukrieren gehört für Wissenschaftler meist zum Alltag. Die Unterstützung in Preise zu packen erhöht die Sichtbarkeit der Forschenden.

Kürzlich wurde Österreichs höchstdotierter Wissenschaftspreis vergeben: Mit 1,5 Millionen Euro dotiert ist der Wittgenstein-Preis des Wissenschaftsfonds FWF, der heuer an die Informatikerin Monika Henzinger (Universität Wien) für ihr wissenschaftliches Lebenswerk ging. Henzinger möchte damit ihre Forschungsgruppe erweitern und vermehrt Experten einladen, um den Wissensaustausch zu verstärken.

Die Verleihung dieses Preises ist der Höhepunkt des Start-Programms des FWF, das Wissenschaftlern die Möglichkeit bietet, längerfristig und weitgehend finanziell unabhängig Forschungsvorhaben umzusetzen. „Eine Start-Förderung beinhaltet zwischen 0,8 und 1,2 Millionen Euro für sechs Jahre, der Wittgenstein-Preis bis zu 1,5 Millionen Euro für fünf Jahre. Die Start-Förderung wird meist zum Aufbau einer eigenen Arbeitsgruppe genutzt, der Wittgenstein-Preis ist ein ,Dry Prize‘ und wird zum Ausbau eines Forschungsfeldes eingesetzt“, erklärt Christof Gattringer, Präsident des Wissenschaftsfonds FWF.

Zwischen 1996 und 2021 wurden 198 Start- und Wittgenstein-Preise vergeben. Bezogen auf die Projektleitungen verteilen sich diese 198 Preise auf 202 Forschungsstätten. An erster Stelle hat sich die Universität Wien positioniert, gefolgt von der TU Wien und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ÖAW.

Wissenschaft fördern

Diese wiederum vergibt ebenfalls Preise – es entspricht ihrem Auftrag, Wissenschaft zu fördern. „Dazu soll die öffentliche Würdigung wissenschaftlicher Leistungen beitragen. Zudem sollen Nachwuchsforscher über die Fachgrenzen hinaus sichtbar und ihr Karrierestart unterstützt werden“, erklärt Barbara Haberl, Leiterin der Abteilung für Stipendien und Preise der ÖAW. Sie vergibt aktuell 23 Preise in unterschiedlichen Fachrichtungen, die überwiegende Mehrheit dieser Preise richtet sich an den Nachwuchs bis zu zehn Jahre nach der Promotion.

Der Erwin-Schrödinger- sowie der Wilhelm-Hartel-Preis (beide 15.000 Euro) werden für das Lebenswerk vergeben. Ersterer wurde vom Nobelpreisträger für Physik 1956 gestiftet und ging 2020 an Markus Arndt – für seine Leistungen auf dem Gebiet der Quantennanophysik (Materiewellen-Interferometrie). Den Wilhelm-Hartel-Preis erhielt Deborah Klimburg-Salter in Anerkennung ihrer hervorragenden Leistungen auf dem Gebiet der asiatischen Kunstgeschichte. „Bei Preisen, die abgeschlossene wissenschaftliche Arbeiten – meist Dissertationen – auszeichnen, muss die Arbeit an einer heimischen Universität absolviert worden sein: Hier sind vor allem die Universitäten Wien, Innsbruck, TU Graz und TU Wien zu nennen“, erläutert Haberl.

Der älteste und mit 36.000 US-Dollar am höchsten dotierte Preis der ÖAW ist der Ignaz-L.-Lieben-Preis für wissenschaftliche Leistungen in Molekularbiologie, Physik und Chemie. Der nach dem ursprünglichen Stifter benannte Preis wird seit 1865 vergeben und musste 1938 aufgrund der Verfolgung der Familie durch die Nazis eingestellt werden. Dank des Mäzens Alfred Bader – der selbst vor den Nazis fliehen musste – kann der Preis seit 2004 wieder jährlich vergeben werden. Er ging 2020 an Norbert Werner von der Masaryk-Universität Brünn für die Forschungsgruppe Hochenergie-Astrophysik.

Ein vergleichsweise junger Preis wird vom TÜV Austria vergeben (siehe Kasten). Seit 2012 soll er dazu beitragen, Bewusstsein für den Innovationsgeist sowie für die Qualität des heimischen Ingenieurwesens zu stärken. „Waren es im ersten Jahr knapp 20 Einreichungen, sind es mittlerweile viermal so viele – das rege Interesse zeigt den Stellenwert des Preises in der heimischen Szene“, sagt CEO Stefan Haas. „Es ist ein Ansporn, Teil einer aktiven Community, die High Potentials miteinander vernetzt und gemeinsam den Weg des Fortschritts geht, zu werden.“ Insgesamt wurden 50 Projekte mit 84 Preisträgern aus 500 Einreichungen ausgezeichnet.

Eingereicht werden können aktuell benotete naturwissenschaftlich/technische HTL-Abschlussarbeiten, Diplom- und Masterarbeiten und Dissertationen der Jahre 2019 bis 2021 aus den Bereichen Technik, Qualität, Umwelt und Nachhaltigkeit. „Unternehmensprojekte müssen den Reifegrad eines Pilotprojekts haben und in der Praxis etabliert sein“, erklärt Haas. Bis 31. Juli 2021 läuft die Bewerbung. Und: Heuer sind explizit auch Start-ups dazu aufgerufen, ihre zukunftsweisenden Projekte zu pitchen.

TÜV-Preis und Links

Für Einsteiger: Der Wissenschaftspreis des TÜV ist mit insgesamt 15.000 Euro dotiert, 8000 Euro bekommt die beste Diplom- beziehungsweise Masterarbeit oder Dissertation, 5000 Euro werden für die beste HTL-Abschlussarbeit sowie 2000 Euro für ein technisch-innovatives Unternehmensprojekt ausgeschüttet.

Links:

www.fwf.ac.at/de

https://stipendien.oeaw.ac.at/preise

www.tuv.at/next-generation

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.07.2021)

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