Die Croisette singt das Hohelied des Kinos – trotz Corona. Kritiker fordern mehr Achtsamkeit. Im Wettbewerb verzückt Paul Verhoevens lesbisches Nonnenstück „Benedetta“.
Glaube wird in Cannes großgeschrieben – zumindest der Glaube an das Kinoerlebnis als Gemeinschaftserfahrung mit Transzendenzcharakter. Gebetsmühlenartig beschwört das renommierte Filmfestival an der Côte d'Azur sein Bekenntnis zum Wunderwerk „le cinéma“, und zur Erhaltung seiner geheiligten Lichtspielstätten, die seit Jahren von Streaming-Barbaren belagert werden. Klar: Der heurige Eröffnungsfilm „Annette“ wurde von Amazon co-produziert. Doch in Frankreich startete er nach seiner Premiere direkt in den Kinos. Netflix, Stammgast bei Konkurrenzevents wie Venedig, fehlt indes zum dritten Mal in Folge im Cannes-Wettbewerb. Laut Intendant Thierry Frémaux aufgrund der Weigerung des US-Anbieters, seinen auf Festivals beworbenen Filmen einen ausreichend exklusiven Kinostart zu gewähren.