CEO Business Breakfast

„Es wird investiert wie nie“

In der Steiermark gastierte das CEO Business Breakfast der „Presse“ im Skyroom 360 im Styria Media Center.
In der Steiermark gastierte das CEO Business Breakfast der „Presse“ im Skyroom 360 im Styria Media Center. [ Marija Kanižaj ]
  • Drucken

Die Steiermark meldet Rekorde bei Aufträgen und Investitionen. Sorgen bereiten hohe Preise und der Mangel an Arbeitskräften.

War da was? Das Land ging durch die Krise einer Pandemie, und an deren (mutmaßlichem) Ende hat die Steiermark so viele Beschäftigte „wie überhaupt noch nie in der Geschichte“. Die guten Nachrichten vermeldete die steirische Wirtschaftslandesrätin, Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP), beim jüngsten CEO Business Breakfast, zu dem „Presse“-CEO Herwig Langanger und Chefredakteur Rainer Nowak geladen hatten.

Zum ersten Mal gastierte die Reihe in der Steiermark: Im obersten Stockwerk des Styria-Hauptquartiers, das Styria-Vorstand Markus Mair für den Anlass geöffnet hatte – inklusive eines weiten Ausblicks über Graz. Dank des Industrieschwerpunkts, resümierte Eibinger-Miedl, habe sich die Steiermark in der Krise als unglaublich resilient erwiesen, auch wenn die Exporte um 20 Prozent eingebrochen seien. Im Tourismus habe man den Vorteil vieler Inlands- und Stammgäste gehabt, „die uns die Treue gehalten haben“.

„Natürlich“, gestand ÖVP-Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer rückblickend ein, habe man in der Zeit der Pandemie auch Fehler gemacht, „besonders am Anfang“. Mittlerweile sei man gut unterwegs; die Marke von 700.000 Erststichen sei soeben gefallen. „Aber es gibt natürlich auch einige Verweigerer.“ Peter Oswald, Vorstandsvorsitzender von Mayr-Melnhof Karton, wagte es diesbezüglich sogar, für eine Impfpflicht einzutreten: „Das ist man sich gegenseitig schuldig.“

Friedrich Santner, im Hintergrund: Hermann Schützenhöfer (l.), Markus Mair.
Friedrich Santner, im Hintergrund: Hermann Schützenhöfer (l.), Markus Mair.

Rekord-Auftragsstand

Oswald war es auch, der beim Frühstück Einblick in den Status quo jenes Unternehmens gab, das er vor 15 Monaten mitten im ersten Lockdown übernommen hat. Wenn er gefragt werde, wie es dem weltweit tätigen Kartonhersteller heute gehe, sei die Antwort: „Sehr gut, weil wir einen Rekord-Auftragsstand haben, weil wir jedes Quartal unsere Preise erhöhen können.“ Das zugehörige Aber: „Die Kosten erschlagen uns.“

Erzeugt werden von Mayr-Melnhof Schachteln etwa für Parfüms, Medikamente oder Lebensmittel für Konzerne wie Nestlé, Mondelez oder L'Oréal. Das nötige Altpapier, nennt Oswald ein Beispiel, habe im April des Vorjahres 40 Euro pro Tonne gekostet, jetzt sind es 170 Euro. Eine Palette, die zuvor sechs Euro gekostet habe, koste nun 20. Auch bei den Investitionen mache sich die Preissteigerung bemerkbar. So investiert Mayr-Melnhof, innovativ u.a. bei plastikfreien Beschichtungen, derzeit 100 Millionen Euro im steirischen Frohnleiten, „die größte Investition, die der Konzern je gemacht hat“. Dort sei man zum Glück schon relativ weit; dramatischer sei die Lage bei einem Werk in Deutschland.

Georg Feith (Stoelzle Oberglas, l.) und Peter Oswald (Mayr-Melnhof Karton AG).
Georg Feith (Stoelzle Oberglas, l.) und Peter Oswald (Mayr-Melnhof Karton AG).

Oswalds Wunsch an die Politik jedenfalls wäre: „Auf die Basis unserer Gesellschaft, die soziale Marktwirtschaft, nicht zu vergessen – und nicht in Richtung eines extremen Zentralismus und Bürokratismus zu gehen.“ Und ja, „gewisse Dinge gehören geregelt“. In Sachen Klima glaubt Oswald, dass es eine CO2-Steuer geben müsse, „aber mit einem Mechanismus, anstatt endlos Formulare mit Zielen ausfüllen zu müssen, die letztlich keiner nachvollziehen kann“. Das möge gut für die Beratungsbranche sein, „aber für sonst eigentlich niemanden“.

Zu wenig Glasfaserkabel

Die steirische Wirtschaftslandesrätin, Barbara Eibinger-Miedl, brachte gute Nachrichten.
Die steirische Wirtschaftslandesrätin, Barbara Eibinger-Miedl, brachte gute Nachrichten.

Apropos Klima: Verzögerungen beim Bau einer neuen Windkraftanlage beklagte Christian Purrer, Vorstandssprecher der Energie Steiermark AG. Offenbar, mutmaßte er, habe das Home-Office dazu geführt, „dass in den Verwaltungseinheiten alles noch langsamer geht“. Jenen Typ, den man bauen wollte, „gibt's inzwischen gar nicht mehr“. Der Vorwurf richtete sich gen Wien; für die Steiermark nahm Eibinger-Miedl jedenfalls die Verwaltungsbeamten in Schutz: „Wir haben so viele Investitionsprojekte und Förderansuchen wie noch nie in der Geschichte. So viel, wie jetzt in Wirtschaft und Tourismus investiert wird, gab es noch nie.“ Parallel müssten zigtausende Bescheide für Pandemieentschädigungen ausgestellt werden.

Die Pandemie habe auch vorhandene Baustellen aufgezeigt, so Eibinger-Miedl. In puncto Digitalisierung habe man wohl vorher schon Kraftanstrengungen unternommen: mit einer landeseigenen Glasfaserinfrastruktur, die in 25 Gemeinden den Ausbau vorantreibt. „Aber natürlich, in Coronazeiten hätten wir es sofort gebraucht.“ Das bestätigte Herbert Tanner, Grazer Niederlassungsleiter von Siemens. Sein Home-Office lag in Fohnsdorf, das ganz offenbar noch nicht am Glasfaserkabel hängt. „Die Leute haben sich lustig gemacht, weil die Verbindung nicht funktioniert hat.“

Einhellig für ein Problem hielten die Teilnehmer den Mangel an Arbeitskräften. Sei es jener an Handwerkern (den Diego Freydl von Hanlo Fertighaus beklagte), jener an Mitarbeitern, die man anlernen könnte (Georg Feith, CEO von Stoelzle Oberglas: „Wir hatten noch nie so wenig Bewerbungen“) oder ganz generell: „Es ist“, so Friedrich Santner, CEO von Anton Paar, „mittlerweile extrem mühsam, alle Arten von Stellen zu besetzen“. Er warnte davor, dass Unternehmen abwandern könnten, wenn man dieses Problem nicht in den Griff bekomme. „Wenn die Menschen nicht zu den Maschinen kommen, kommen die Maschinen zu den Menschen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.07.2021)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.