Statistik

AKV erwartet Anstieg der Firmenpleiten im zweiten Halbjahr

Firmeninsolvenzen sind im ersten Halbjahr um 36 Prozent, Privatinsolvenzen um 4,6 Prozent zurückgegangen.

Im ersten Halbjahr diesen Jahres gab es laut Hochrechnungen des Alpenländischen Kreditorenverbands (AKV) weniger Unternehmens- und Privatinsolvenzen in Österreich. Aufgrund einer Reform des Insolvenz- und Exekutionsrechts und dem Auslaufen der Covid-19 Gesetzgebung erwartet der AKV einen Anstieg der Insolvenzen in der zweiten Jahreshälfte. Vor allem Privatinsolvenzen sollen dabei kurzfristig ansteigen, wie es in einer Aussendung des AKV am Montag heißt.

Die eröffneten Firmeninsolvenzen sind im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit 700 Verfahren um rund 36 Prozent zurückgegangen. Verglichen mit dem Niveau vor Ausbruch der Coronapandemie beträgt der Rückgang rund 54 Prozent. Den größten Rückgang verzeichnete Vorarlberg, hier sind die eröffneten Unternehmensinsolvenzen um zwei Drittel zurückgegangen.

Während in den ersten fünf Monaten 2021 die Zahl der Firmeninsolvenzeröffnungen fast kontinuierlich gesunken ist, sei laut AKV seit Juni eine Trendwende zu beobachten. Durch das Auslaufen der gesetzlichen Stundungen im Zuge der Covid-19 Gesetzgebung und der langsam wieder anlaufenden Gläubigerantragstellungen durch die öffentliche Hand rechnet der AKV mit einem langsamen Anstieg der Firmeninsolvenzen im zweiten Halbjahr diesen Jahres. Ein Angleichen an die Verfahrenszahlen vor Ausbruch der Coronapandemie 2019 wird jedoch aufgrund der "Safety-Car"-Phase erst für das Jahr 2022 erwartet.

Auch die Verbindlichkeiten bei Unternehmensinsolvenzen sind in den ersten sechs Monaten stark zurückgegangen und haben sich von rund drei Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2020 auf rund 370 Millionen Euro im selben Zeitraum 2021 reduziert. Grund dafür sei, dass es bisher keine Großinsolvenz mit Verbindlichkeiten von über 100 Millionen Euro gegeben habe, schreibt der AKV. Die nach Passiven gereihte größte Insolvenz hierzulande war jene der "die Eigentum" Wohnungs-und Siedlungsgesellschaft m.b.H. mit Verbindlichkeiten in Höhe von rund 58 Millionen Euro. Die Zahl der durch Insolvenzen betroffenen Arbeitsplätze hat sich im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ebenfalls von 8512 auf 2844 reduziert. Der Fall ASB Graz gemeinnützige Rettung und Soziale Dienste GmbH war mit 311 gefährdeten Arbeitsplätzen die größte nach Dienstnehmern gereihte Insolvenz.

Weniger Privatinsolvenzen

Mit 3242 Verfahren gab es im ersten Halbjahr um 4,6 Prozent weniger eröffnete Privatinsolvenzen. Verglichen mit dem ersten Halbjahr 2019 sind die Privatinsolvenzen um rund 35 Prozent zurückgegangen. "Daraus kann bereits abgeleitet werden, dass zuletzt Schuldner die neuerliche Gesetzesänderung und die angekündigte verkürzte Entschuldungsfrist abgewartet haben", schreibt der AKV in der Aussendung. Seit erstem Juli ist die Gesamtreform des Exekutionsrechts (GREx) in Kraft, ein weiteres Gesetz (RIRUG), das eine EU-Richtlinie über die Restrukturierung und Insolvenzen umsetzt, werde laut AKV in den nächsten Tagen folgen. Im Gegensatz zu den Firmeninsolvenzen rechnet der AKV aufgrund der Reformen mit einem kurzfristigen Anstieg der Privatinsolvenzen in den kommenden Monaten.

Die Gesamtpassiva der Privatinsolvenzen sind von 457 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 311 Millionen Euro in den ersten sechs Monaten 2021 gesunken, die Durchschnittsverschuldung hat sich mit 95.000 Euro um rund 29 Prozent reduziert. Mit rund 115.000 Euro war die durchschnittliche Verschuldung der Männer fast doppelt so hoch wie jene der Frauen (rund 64.000 Euro). Der Privatkonkurs eines Aufsichtsrates der seit 2018 insolventen WW Holding AG (Wienwert) war mit Forderungen von über 40 Millionen Euro die größte Privatinsolvenz im vergangenen Halbjahr.

(APA)

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