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Österreich könnte Sonderstellung bei Pharmaproduktion aufbauen

Wirtschaftsministerin Margarethe Schramböck
Wirtschaftsministerin Margarethe Schramböck APA/HANS PUNZ
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Das Wirtschaftsministerium startet eine Arbeitsgruppe für Ausarbeitung einer Standortstrategie.

Bereits seit mehreren Monaten bewirbt das Wirtschaftsministerium, dass die heimische Produktion im Pharmasektor ausgebaut werden muss. Dafür wurden mehrere Initiativen ins Leben gerufen, um Unternehmen zu mehr Investitionen und Zusammenarbeit in diesem Bereich zu bewegen. Mit einer Studie hat Ministerin Margarethe Schramböck (ÖVP) am Montag zusätzlich untermauern lassen, wo es Potenzial gibt: Österreich könnte sich Sonderstellungen bei der Produktion aufbauen.

In Österreich gibt es laut der Ministerin rund 900 Unternehmen im Pharma- und Life-Science-Bereich mit insgesamt rund 55.500 Mitarbeitern. Der Fokus liege aber vor allem auf Forschungsleistungen. Der zeigt sich in hohen Forschungsausgaben, aber auch in einer hohen Anzahl an Patentveröffentlichungen. Jährlich werden in Österreich mehr als 500 Patentfamilien in dem Bereich veröffentlicht, geht aus der am Montag präsentierten Studie des Chefökonoms der Indsutriellenvereinigung und Leiters des Economica Institut für Wirtschaftsforschung, Christian Helmenstein, im Auftrag des Wirtschaftsministeriums hervor. Mit dieser Zahl stagniert Österreich allerdings seit mehreren Jahren auf hohem Niveau. Helmenstein sieht darin ein Warnsignal, dass Österreich aktiv werden müsse. Eine "Laissez-Faire"-Strategie (ohne einzugreifen, Anm.) sei zu wenig.

Bei der Produktion sei Österreich indessen häufig von internationalen Lieferketten abhängig. Nur ein gutes Drittel der Vorleistungsgüter für Pharma- und Life-Science-Produkte werden laut der Studie im Inland produziert. In acht Vorleistungssektoren könne Österreich in diesem Sektor sogar überhaupt keine Produkte anbieten und sei komplett importabhängig, so Helmenstein.

Der Gutteil der Importe komme zwar aus der EU, dennoch berge die Situation Versorgungsrisiken, die es mit einer gezielten Ansiedlungsstrategie zu minimieren gelte. Dafür müssten in erster Linie "bessere, wetterfestere Verträge für den europäischen Binnenmarkt" geschaffen werden, mit denen auch in Krisenzeiten wie in der Pandemie 2020 sicher gestellt ist, dass die Lieferketten innerhalb der EU funktionieren, so Helmenstein.

Weiters könne sich Österreich im Rahmen einer gezielten Ansiedlungsstrategie auf Substanzen stützen, für die es in der gesamten EU noch keine Produktion gibt und sich hier eine Sonderstellung schaffen. Bei der Penicillin-Produktion in Kundl in Tirol sei das beispielsweise bereits der Fall. In keinem anderen westlichen Land wird derzeit Penicillin produziert. Eine solche Strategie sei auch für andere Pharmaprodukte denkbar.

Zwei Initiativen

Auch der Schutz von geistigem Eigentum müsse weiter ausgebaut werden, um Arbeitsplätze in der Forschung in Österreich bzw. in der EU zu halten. Denn wenn zu viele Patente freigegeben werden, wandere langfristig auch die Forschung ab, sagte Schramböck. Mit der Pharmabranche dürfe nicht dasselbe passieren, wie mit dem IT-Sektor, in dem Europa einst Vorreiter bei Forschung und Innovation war, diesen Status mittlerweile jedoch verloren hat.

Um die Pharmapeoduktion in Österreich ausbauen zu können, hat das Wirtschaftsministerium bereits Ende Juni zwei Initiativen angekündigt. So werde über den Sommer eine Arbeitsgruppe eine Standortstrategie erarbeiten. Die ersten Ergebnisse sollen bereits in Alpbach präsentiert werden, bis ende des Jahres soll die Strategie stehen, so Schramböck.

Weiters gibt es bis zum 6. September den Aufruf des Ministeriums an Unternehmen, mit Projekten zu den Themen Pharma, Life Science und Gesundheit ihr Interesse an Förderungen zu bekunden. Hier wolle die Ministerin weiter Druck auf andere Länder machen, damit möglichst viele mitmachen. Die Projekte sollen dann über das EU-Programm Important Projects of Common European Interest (IPCEI) gefördert werden. Außerdem wurde ein Matchmaking-Prozess gestartet, der große und kleine Unternehmen im Pharmabereich besser vernetzen und so die Zusammenarbeit stärken soll.

(APA)

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