Anthropologie

25.000 Jahre altes Erbgut einer Frau führt zu Bisons

Das "Umweltgenom SAT29" enthielt auch Erbgutteile eines Wolfes und eines Bisons.
Das "Umweltgenom SAT29" enthielt auch Erbgutteile eines Wolfes und eines Bisons.REUTERS
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Forscher haben aus Tonerde DNA gekratzt. Sie gehörte einer Frau, deren Gruppe den heutigen Europäern ihr Erbgut vermacht haben soll - ebenso einem Wolf und einem Bison.

Archäologen kratzten 25.000 Jahre alte Tonerde von einer Ausgrabungsstelle in der "Satsurblia-Höhle" im Kaukasus (Georgien). Aus der Probe lösten die Forscher um Pere Gelabert und Ron Pinhasi von der Uni Wien Fragmente von Erbgut (DNA) heraus und sequenzierten sie. Es zeigte sich, dass die DNA von einer Frau stammte, deren Jäger- und Sammler-Gruppe den heutigen Europäern Erbgut vermacht hat, sowie von einem Wolf und einem Bison, berichten sie im Fachblatt "Current Biology".

Die Forscher haben es somit geschafft, aus Bodenproben ähnliche Mengen an Erbgut von Menschen und anderen Säugetieren zu gewinnen, wie man sonst nur in Knochen findet. "Damit kann man direkt die Bevölkerungs-Geschichten rekonstruieren", erklärte Gelabert, der am Department für Evolutionäre Anthropologie der Universität Wien arbeitet.

"Erbgut lebt teilweise in heutigen Europäern weiter"

Die Frau gehörte zu einer Gruppe von modernen Menschen (Homo sapiens), die zuvor noch nicht beschrieben waren, so der Forscher. In Knochenüberresten der nahe gelegenen "Dzudzuana-Höhle" habe man ähnliche genetische Sequenzen gefunden. Diese Menschen waren Jäger und Sammler und offensichtlich vor der letzten Eiszeit im Kaukasus beheimatet. Sie waren zwar sehr urtümlich, sind aber noch nicht ganz ausgestorben, meint Gelabert: "Ihr Erbgut lebt teilweise in den heutigen Europäern weiter."

Das "Umweltgenom SAT29" enthielt auch Erbgutteile eines Wolfes und eines Bisons. "Der Wolf gehörte zu einer alten Linie aus dem Kaukasus, die man heute nicht mehr findet", so Gelabert. Seine Nachfahren sind demnach ausgestorben und haben nicht direkt zu heutigen Wölfen oder Hunden beigetragen. Beim Bison ist es ähnlich: Er gehörte zu einer Population urtümlicher Bisons, von denen der europäische Bison (Wisent) abstammt. Seine Splittergruppe ist aber ausgestorben, er sei also kein direkter Vorfahr der heutigen Wisents.

(APA)

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