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Die jüdischen Neo-Österreicher aus New York: „Wenn Trump wiederkommt, gehe ich zurück“

Die 92-jährige Evelyn Konrad und Nachfahren jüdischer Emigranten erhielten beim Besuch von Kanzler Kurz die Staatsbürgerschaft verliehen.
Die 92-jährige Evelyn Konrad und Nachfahren jüdischer Emigranten erhielten beim Besuch von Kanzler Kurz die Staatsbürgerschaft verliehen. BKA
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Sebastian Kurz verlieh Emigranten und ihren Nachfahren im österreichischen Generalkonsulat die Staatsbürgerschaft. Die 92-jährige Evelyn Konrad liebt Wien und die Kultur.

Evelyn Konrad ist aufgeregt wie ein junges Mädchen vor der ersten Tanzstunde. Die alte Dame ist eigens aus Southampton auf Long Island zum österreichischen Generalkonsulat an die East Side nahe dem Central Park in Manhattan gekommen. Und die frühere Wirtschaftsjournalistin und Anwältin hat sich fein herausgemacht: die Haare ein wenig onduliert, ein elegantes blaues Kleid, drapiert mit weißem Schal, grüne Pumps. Sie kokettiert ein wenig mit ihrem Alter: „Ich bin 92 Jahre alt, nein, 92,5 Jahre“, korrigiert sie sich. Heute sprüht sie geradezu vor Energie.
Im Generalkonsulat wartet sie auf einen bald 35-Jährigen, der ihr Enkel sein könnte. Bundeskanzler Sebastian Kurz verleiht der Jüdin Evelyn Konrad, die mit elf Jahren vor den Nazis aus Wien geflohen war, und fünf Nachkommen die österreichische Staatsbürgerschaft: einem Geschichtsprofessor, einem Buchautor und Ex-Journalisten beim „Economist“, der 37-jährigen Enkelin des in Wien geborenen US-Diplomaten Richard Schifter und Chefredakteurin eines Weinjournals.

Ein österreichisches Gesetz gewährt Emigranten und ihren Kindern und weiteren Generationen als späte Wiedergutmachung das Zertifikat. Seit September 2020 haben in Tel Aviv, London, New York, Washington und Los Angeles rund 11.000 Juden mit österreichischen Wurzeln einen Antrag für eine österreichische Staatsbürgerschaft eingereicht – und die Hälfte davon bekam bisher einen positiven Bescheid.
Aus Evelyns Stimme spricht der Stolz: „Ich bin lebenslang Wienerin, und jetzt bin ich auch wieder Staatsbürgerin. Ich schätze die Versöhnung. Vor 30 Jahren hätte ich noch anders darüber gedacht.“ Für sie eröffnet sich eine Option, gewissermaßen eine neue Fluchtmöglichkeit: „Wenn Trump wiederkommt, gehe ich zurück nach Österreich“, sagt sie mit Sinn für eine gute Pointe.

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