Management

Warum Kompetenz schädlich ist

Beethoven, exzellent!
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Kolumne "Hirt on Management": Folge 155. Warum die rote Beethoven-Box wieder zurück ging und was das alles mit Management zu tun hat.

Als bekennender Melomane, der aber auch kostenbewusst ist, hatte ich vor kurzem das Gefühl einen Lottogewinn gemacht zu haben, als ich eine Gesamtausgabe von Beethovens Werken mit circa 80 CDs, neu um 100 € kaufen konnte.

Ich weiß natürlich, dass die „echten“ Musiksnobs jetzt die Nase rümpfen, dass ich überhaupt CDs in Betracht ziehe und nicht die heilige Vinylscheibe.

Aber abgesehen von diesen Glaubensfragen, erlebte ich sowieso mein blaues Wunder mit der großen roten Beethoven-Box, auf der namhafte Künstler und Orchester aufgelistet waren.

Denn als ich, zum Beispiel, die Aufnahme der dritten Sinfonie abspielte, dachte ich zuerst, dass meine Stereoanlage defekt ist oder die Kinder irgendetwas verstellt haben.

Ich habe dann gleich die Dritte mit Bernstein und dem New York Philharmonic aus meiner Sammlung zum Vergleich gespielt und selbst mein neunjähriger Sohn war vom Unterschied schockiert.

Die rote Box ging danach schnell wieder zurück an den Absender.

Sie werden jetzt fragen, was hat denn das alles mit Management zu tun?

Kompetenz oder Exzellenz

Nun, es geht um den Unterschied zwischen Kompetenz und Exzellenz.

Eine kompetente Dirigentin oder ein kompetenter Dirigent mit einem kompetenten Orchester nimmt die Noten vom lieben Ludwig und spielt, und man erkennt sogar, dass das Werk von Beethoven ist. Ach ja, und irgendein Tontechniker hat auch an den Reglern gedreht.

Ein exzellenter Dirigent mit einem exzellenten Orchester und natürlich auch dem Anspruch, dass seine Tonaufnahmen nur mit exzellenter Qualität gemacht werden, schafft ein Erlebnis, bei dem man sogar auf meiner 25 Jahre alten, audiophilen Stereoanlage, das Gefühl hat, man sitzt im Konzertsaal.

Wir stehen heute und in Zukunft im globalen Wettbewerb und Mittelmaß ist hier schädlich, was zählt ist Exzellenz, sonst werden wir vom Tisch gefegt.

Und der Unterschied zwischen Mittelmaß und Exzellenz ist in seiner Wirkung exponentiell.

Der mittelmäßige Manager und die mittelmäßige Managerin erzielen auch nur mittelmäßige Ergebnisse, mit denen sich heute kein Blumentopf mehr gewinnen lässt.

Der exzellente Manager und die exzellente Managerin schaffen außergewöhnlichen Wert und lassen den Wettbewerb weit hinter sich.

Genauso ist es auch in meiner Profession, der Beratung. Der kompetente Berater kann Ihnen auch ein bisschen weiterhelfen, aber der exzellente Berater bringt Ihnen außergewöhnliche Ergebnisse.

Keine Zeit für Mittelmaß

Wenn man dann noch bedenkt, dass unsere Zeit auf diesem Planeten begrenzt ist, dann wird einem sofort klar, dass man keine Zeit für Mittelmaß hat. Keine Zeit für mittelmäßige Orchester und mittelmäßige Dirigenten und auch keine Zeit für billigen Rotwein und mittelmäßige Berater.

Mit Oscar Wilde gesagt: „I have a very simple taste, I like the best.“

Das Wichtigste in Kürze

Der Unterschied zwischen Mittelmaß und Exzellenz ist in seiner Wirkung exponentiell. Wir stehen heute und in Zukunft im globalen Wettbewerb und Mittelmaß ist hier schädlich, was zählt ist Exzellenz, sonst werden wir vom Tisch gefegt.

In der nächsten Kolumne beschäftigen wir uns mit der Frage, warum wir uns von den Amerikanern an der Nase herumführen lassen und warum Europa eine Strategie benötigt.

Schicken Sie Ihre Fragen an Michael Hirt an: karrierenews@diepresse.com

Die Fragen werden anonymisiert beantwortet.

Ausblick: Die nächste Kolumne von Michael Hirt erscheint am 29. Juli zum Thema „Warum Europa dumm ist“

Hier finden Sie die gesammelten Kolumnen.

Michael Hirt ist Managementexperte und -berater, Executive Coach, Keynote Speaker und Buchautor. Hirt verhilft Führungskräften zu außergewöhnlichen Leistungs- und Ergebnissteigerungen, mit hoher Auswirkung auf den Erfolg ihres Unternehmens. Er studierte in Österreich, den USA (Harvard LPSF) und Frankreich (INSEAD MBA) und ist weltweit tätig.

Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

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