Morgenglosse

Der Digitale Euro – Wo bleibt der große Wurf?

Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank
Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank(c) Getty Images (Thomas Lohnes)
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Es geht um Respekt vor den Institutionen - und da sind nicht Chips essende Abgeordnete gemeint.

Bargeld adé. Die meisten Menschen zahlen elektronisch. Davon profitieren vor allem Konzerne. Technologiegiganten wie der US-Anbieter Apple Pay oder das chinesische Alipay rollen den Finanzmarkt auf und hängen dabei traditionelle Banken beim schnellen und einfachen Bezahlen im Internet oder per Smartphone ab. Die Kundinnen und Kunden entrichten eine kleine Gebühr und hinterlassen Konzernen wie Google oder PayPal ganz nebenbei ihre wertvollen Kundendaten. Nicht nur das traditionelle Zahlungssystem wird verworfen, sondern die Währungen selbst. In den USA arbeiten mehrere private Firmen an eigenen digitalen Währungen, allen voran Facebook mit Diem.

Beim digitalen Bezahlen geht es deshalb nicht allein um Bequemlichkeit – sondern um Marktmacht und digitale Souveränität. Das haben auch die Währungshüter der Eurozone verstanden. Endlich gibt die Europäische Zentralbank (EZB) den Startschuss für den digitalen Euro. Zeit wird es, wenn sie ihre Geldhoheit behalten will. Denn würden in Europa mehrere digitale private und staatliche Währungen unabhängig voneinander existieren, wären Preise nur noch beschränkt vergleichbar.

Aber mit einem digitalen Euro wäre vieles möglich: Helikoptergeld per Knopfdruck, auch ohne Internet so schnell überweisen wie jemanden einen Geldschein zustecken, automatisches Abrechnen von Waren in der Eurozone oder ein einfaches Abbilden einer gesamten Wertschöpfungskette. 

Das Potenzial ist enorm. Umso frustrierender ist, dass de facto alle Details noch ungeklärt sind. Eigentlich hat sich die EZB auf nichts festgelegt, außer auf eine Testphase von 24 Monaten. Bis die ersten einen digitalen Euro in ihrer elektronischen Geldböse sehen, schreibt man das Jahr 2026.  Langsam sollte man in die Gänge kommen. Ansonsten braucht man sich nicht aufregen, wenn Konzerne es einfach besser und schneller machen.

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