Attentat

Vier Leibwächter von Haitis ermordetem Präsidenten festgenommen

APA/AFP/VALERIE BAERISWYL
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Weitere Erkenntnisse zum Tathergang werden bekannt. Demnach wurde das Attentat in Santo Domingo geplant. Auch der Leiter der Sicherheitsgarde soll involviert sein und befindet sich unter den Festgenommenen.

Im Zuge der Ermittlungen zum Mordanschlag auf den haitianischen Präsidenten Präsidenten Jovenel Moïse sind vier Mitglieder von dessen Leibgarde festgenommen worden. Unter den Festgenommenen ist der Leiter der Leibgarde, Dimitri Herard, wie der Polizeichef des Karibikstaates, Léon Charles, am Donnerstag mitteilte. Gegen 24 weitere Beamte werde ermittelt.

Alle anwesenden Mitglieder von Moïses Leibgarde hatten das von einem Mordkommando verübte Attentat vom 7. Juli unverletzt überstanden. Das nährte bereits kurz nach dem Verbrechen den Verdacht, dass Leibwächter in die Attentatspläne eingeweiht und eingebunden gewesen sein könnten.

Die Polizei in Kolumbien teilte bereits vor einigen Tagen mit, dass Moïses' Sicherheitschef Herard mehrfach in das südamerikanische Land gereist sei. Nach Angaben des kolumbianischen Polizeichefs Jorge Luis Vargas waren 26 Kolumbianer in das Attentat verwickelt. 18 von ihnen wurden demnach gefasst und drei von den haitianischen Sicherheitsbehörden getötet.

Angeheuert für eine „Festnahme Operation“ 

Laut Vargas gaben die festgenommenen Kolumbianer in Verhören an, sie seien mit dem Auftrag angeheuert worden, Moïse festzunehmen und an die US-Drogenbekämpfungsbehörde DEA zu übergeben. Zwei Kolumbianer mit Führungsrollen bei dem Angriff - von denen einer getötet wurde - hätten ihren anderen beteiligten Landsleuten gesagt, es handle sich um eine "Festnahme-Operation".

Die kolumbianische Polizei kooperiert mit den haitianischen Behörden in den Ermittlungen zu dem Attentat. Nach Angaben der haitianischen Polizei wurden auch zwei Verdächtige festgenommen, die sowohl die haitianische als auch die US-Staatsbürgerschaft haben. Sie werden als Drahtzieher des Attentats verdächtigt.>>> War es der Arzt? Vier Fragen zum Mordkomplott [premium]

Einer dieser beiden Männer ist Christian Emmanuel Sanon, der sich selbst als Arzt bezeichnet und seinen Wohnsitz im US-Bundesstaat Florida hat. Laut Polizeichef Charles soll Sanon das Attentat aus "politischen Motiven" geplant haben. Er wird verdächtigt, 26 der Täter über eine in Florida ansässige venezolanische Sicherheitsfirma namens CTU rekrutiert zu haben.

Ursprünglich sei der Plan der Gruppe gewesen, Moïse festzunehmen, sagte Charles vor einigen Tagen. "Die Mission änderte sich dann." Auch der zweite festgenommene Verdächtigte mit doppelter Staatsbürgerschaft Haitis und der USA, James Solages, soll zu CTU in Verbindung gestanden haben.

Treffen der Attentäter in der Dominikanischen Republik

Laut den jüngsten Angaben des haitianischen Polizeichefs soll das Attentat bei einem Treffen in der an Haiti angrenzenden Dominikanischen Republik geplant worden sein. Ein in den Onlinenetzwerken kursierendes Fotos zeigt Sanon und Solages zusammen mit dem früheren haitianischen Oppositionssenator Joel John Joseph. Nach Joseph wird mit Haftbefehl gesucht.

Charles bestätigte nun, dass sich die drei Männer in einem Hotel in Santo Domingo, der Hauptstadt der Dominikanischen Republik, getroffen hätten. Auf dem Foto seien die "Architekten" des Anschlagsplans an einem Tisch zu sehen. Das Foto zeigt demnach auch den Chef von CTU, Antonio Emmanuel Intriago Valera.

Moïse war mitten in der Nacht in seinem Haus in der Hauptstadt Port-au-Prince erschossen worden. Das Attentat hat Befürchtungen ausgelöst, dass der von Instabilität und Armut heimgesuchte Karibikstaat weiter ins Chaos abrutschen könnte. Haiti ist das ärmste Land des amerikanischen Kontinents.

(APA/DPA)

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