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Frequency Festival wird nun doch abgesagt

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AUSTRIA MUSIC(c) APA/EPA/HERBERT P. OCZERET (HERBERT P. OCZERET)
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Das für 19. bis 22. August geplante Festival wird doch nicht stattfinden. Die Stadt St. Pölten sagt es wegen Sicherheitsbedenken ab. Es waren 50.000 Besucher erwartet worden.

Eine „Rückkehr zur Normalität“ bei den großen österreichischen Festivals wird es heuer nicht geben: Das Frequency Festival, das vom 19. bis 22. August hätte stattfinden sollen. Ein Sprecher des Magistrats bestätigte am Freitagvormittag auf Anfrage einen entsprechenden Online-Bericht der "Kronen Zeitung". Als Begründung genannt wurden seitens des Rathauses vor allem Bedenken wegen der Delta-Variante des Coronavirus. "Die Gesundheit von Besuchern und Bevölkerung geht vor", wurde betont. Zuvor hatte die Virologin Dorothee Von Laer in der „Krone" davor gewarnt, dass das Frequency „das Potenzial zu einem Superspreading Event" habe.

Festgehalten wurde vom Sprecher der Stadt, dass das vom Veranstalter vorgelegte Sicherheitskonzept "ausgezeichnet" gewesen sei. Es sei hart an der Durchführung des Festivals gearbeitet worden, aber "die Delta-Variante macht alles zunichte“, so St. Pöltens Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ).

Rund 50.000 Besucher erwartet

Bei dem Festival hätten unter anderem AnnenMayKantereit oder Bilderbuch, RAF Camora, Bonez MC oder K.I.Z. auftreten sollen. Erwartet waren rund 50.000 Besucher. Informationen zu einem Tickettausch auf das kommende Jahr beziehungsweise einer Gutscheinregelung sollen in Kürze folgen.

Bei den Besucherzahlen will St. Pölten nun auch rechtlich ansetzen: Die Stadt will eine Verordnung erlassen, die bei Veranstaltungen nicht mehr als 3000 Besucher zulässt. Die Verordnung werde nach Einholung eines Gutachtens von Florian Thalhammer, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin, erlassen.

Mit einem großen finanziellen Verlust dürfte das Frequency nicht rechnen: Es dürfte unter den vor Kurzem beschlossenen "Schutzschirm II" fallen, bei dem die Fördersumme pro Veranstalter von zwei auf 10 Millionen Euro erhöht wurde.

Nova Rock Encore soll aber stattfinden

Man habe seit Mai „alle Hebel in Bewegung gesetzt, um alle Auflagen mit allerhöchster Genauigkeit und Sicherheit zu erfüllen“, so Veranstalter Harry Jenner. „Umso größer ist natürlich die Enttäuschung, dass wir zu diesem Zeitpunkt nun nicht mehr weitermachen dürfen. 2022 kommen wir noch stärker zurück.“

Stattfinden soll hingegen das Eintagesfestival Nova Rock Encore am 11. September im Stadion Wiener Neustadt geben. Weil es sich bei dem Event nur um einen Tag, ohne Campen sowie um eine deutlich geringere Kapazität handle „steht zum aktuellen Zeitpunkt keine Absage zur Diskussion“, so Wiener Neustadts Bürgermeister Klaus Schneeberger.

Als Headliner ist das heimische Duo Seiler & Speer angekündigt. Härtere Kost servieren Bullet For My Valentine oder Millencolin, außerdem trefen die italienischen Song-Contest-Gewinner Maneskin auf.

"Verheerendes Signal für Impfwillige"

Ein "verheerendes Signal für Impfwillige" sah die Interessengemeinschaft Österreichische Veranstaltungswirtschaft (IGÖV) in der Absage des Frequency. Junge Menschen hätten lange auf Festivals und Kulturevents gewartet. "Die Teilhabe am kulturellen Leben, der Besuch von Veranstaltungen und der Nachgastronomie sind für viele Menschen die Motivation, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen", hieß es am Freitag. Durch das widersprüchliche Vorgehen von Bund und Bezirken ergebe sich laut IGÖV eine "fatale Situation, die sich auf die Durchimpfungsrate auswirken kann und dramatische wirtschaftliche Folgen haben kann".

Für Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) ist die Absage des Festivals "sehr bedauerlich", die Entscheidung der lokalen Behörden sei aber zur Kenntnis zu nehmen. "Ich bedanke mich auch ausdrücklich bei den Veranstaltern, die bis zuletzt alles versucht haben. Gleichzeitig möchte ich aber betonen, dass das Frequency aufgrund seiner Größe und Dauer eine Solostellung im österreichischen Kulturbetrieb einnimmt", hielt Mayer fest. "Für den Rest des Kultursommers sehe ich aus heutiger Sicht keinen Grund zur Sorge." Wichtig sei die konsequente Umsetzung der 3G-Regel sowie weiterer Präventionsmaßnahmen - "und dass sich so viele Menschen wie möglich impfen lassen".

Niederösterreichs Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) begrüßte die Absage und bezeichnete sie als "verantwortungsvolles Vorgehen". Die Entscheidung sei "aufgrund der epidemiologischen Lage und der noch geringen Impfrate bei jungen Menschen richtig", teilte die Politikerin mit. "Vor allem die rasante Ausbreitung der Delta-Variante in den letzten Tagen erforderte Vorsicht und entsprechendes Handeln. Zwar waren die Bemühungen des Veranstalters im Zusammenhang mit dem Präventionskonzept engagiert, in vielen Gesprächen mit Expertinnen und Experten zeichnete sich aber ein zu hohes Risiko ab", erklärte Königsberger-Ludwig.

Kritik gab es an der Frequency-Absage am Freitag seitens der FPÖ Niederösterreich. Kultursprecherin Vesna Schuster bezeichnete den Schritt als "völlig unverständlich". "Viele Jugendliche, die das Festival besuchen wollten, haben sich eigens dafür impfen lassen. Außerdem haben die Veranstalter ein ausgezeichnetes Sicherheitskonzept vorgelegt", so die Landtagsabgeordnete.

(Red.)

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